Hannover Rück baut US-Tochter radikal um

Die Hannover Rückversicherung gibt nach Verlusten das so genannte Programmgeschäft in den USA auf. „Wir werden unsere Tochter Clarendon in einen Spezialversicherer umwandeln“, sagte Vorstandschef Wilhelm Zeller in einem Gespräch mit der FTD. Das Programmgeschäft soll von einer separaten Geschäftseinheit mit eigenem Management abgewickelt werden.
Damit ist die Strategie in der bisherigen Form gescheitert, durch Clarendon eine wichtige Diversifizierung für den Rückversicherer zu erreichen. Zeller hatte das Programmgeschäft immer verteidigt. Der jetzt beschlossene Umbau sei „ein halber Rückzug“, gestand er ein. Die Änderung könnte einen Umsatzrückgang von bis zu 1 Mrd. $ für Clarendon bedeuten, die 2004 auf 2,3 Mrd. $ Prämieneinnahmen kam. Insgesamt kam Hannover Rück 2004 auf Prämien von 9,6 Mrd. Euro.
Im Programmgeschäft stellt ein Zeichnungsagent, ein so genannter Managing General Agent (MGA), ein Versicherungsprogramm für eine sonst schwer zu versichernde Risikogruppe zusammen – etwa Haftpflicht für Tätowierläden oder Gebäude mit hohen Sonderrisiken. „Der Grundgedanke ist, dass sich der MGA mit einem Rückversicherer einig wird, der das Risiko am Ende tragen will“, sagte Zeller. „Da beide aber keine Erstversicherungslizenz haben, brauchen sie einen Erstversicherer, der diese Lizenz und sein Rating effektiv gegen Gebühr zur Verfügung stellt.“ Das war die Rolle von Clarendon, die dann den größten Teil von Risiko und Prämie an Rückversicherer außerhalb der Hannover-Rück-Gruppe weitergab. „Wir haben jetzt festgestellt, dass das Modell zuletzt doch nicht gut funktionierte“, sagte Zeller. Die Rückversicherungspartner hätten die Risiken nicht ausreichend analysiert und bei hohen Schadenquoten Clarendon Vorwürfe gemacht.
Clarendon erlitt wegen hoher Schäden aus den Stürmen über Florida 2004 einen Verlust von 91 Mio. $, der erste seit der Übernahme durch die Hannover Rück 1999. Der drittgrößte Rückversicherer der Welt, der zu 51 Prozent der Talanx-Gruppe gehört, hatte auch erwogen, Clarendon zu verkaufen, sagte Zeller. Der Gedanke sei aber verworfen worden.

„Das Geschäft, das wir weiterführen, wird radikal verändert“, sagte Zeller. Jetzt werde Clarendon als eigenständiger Spezialversicherer aktiv und rund 70 bis 80 Prozent des Risikos selbst tragen, nur ein kleiner Teil wird an Rückversicherer abgegeben. „Wir werden uns auf Gebiete wie Kunstversicherung, die Deckung von Mobilfunkrisiken oder Sonderrisiken in der Autoversicherung konzentrieren.“
Aus den branchenweit laufenden Untersuchungen zu Finanzrückversicherungen erwartet Zeller keine negativen Überraschungen. Mit dem Instrument können Versicherungen ihre Gewinnentwicklung verstetigen. Hannover Rück gehört zu den führenden Anbietern. „Wir haben Anfragen von sieben Behörden weltweit“, sagte er. Vorwürfe gebe es nicht.
Finanzrückversicherung bleibe wichtig für die Branche. „Da sich viele Rückversicherer aus diesem Feld zurückziehen, bleibt bei uns die Nachfrage hoch, auch aus den USA.“ Zeller erwartet, dass die Versicherungsaufseher auf internationaler Ebene spätestens 2006 detaillierte Vorschriften zu diesem Feld erlassen wollen. Er könne nicht nachvollziehen, dass der Präsident der deutschen Finanzaufsicht BaFin, Jochen Sanio, Finanztransaktionen ohne Risikotransfer nicht dulden wolle.

Quelle: Financial Times Deutschland

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