Der Versicherungsmakler Willis legt ab sofort allen Kunden sämtliche Einnahmen offen, die das Unternehmen aus den für sie platzierten Verträgen erzielt. „Wir werden das bei unseren 1500 Großkunden in den Jahresgesprächen tun, die 2000 kleineren Kunden bekommen die Mitteilung mit ihrer Rechnung“, sagte Deutschlandchef Ralf Geck von Kaenel. „Die Einnahmen belaufen sich im Schnitt auf rund zwölf Prozent der vom Kunden bezahlten Versicherungsprämie“, sagte Geck.
Damit bricht Willis ein jahrzehntealtes Tabu im deutschen Versicherungsmarkt. Bisher behielten die Makler die Höhe der Provisionseinnahmen möglichst für sich, wenn auch in den letzten Jahren der Druck vor allem von Industriekunden auf Offenlegung deutlich zunahm. Mit der genauen Kenntnis über die Einnahmen, die der Makler als Provision vom Versicherer erhält, kann der Kunde auch entscheiden, ob ein Honorarvertrag mit dem Makler möglicherweise günstiger für ihn ist.
Die übrigen Großmakler werden nachziehen müssen. Der Schritt könnte auch Auswirkungen auf das Privatkundengeschäft haben. In Großbritannien müssen Verkäufer von Anlageprodukten den Kunden bereits vor Beginn des Verkaufsgesprächs mitteilen, wie hoch die Provision für sie ausfallen könnte.
Willis hat seinen Sitz auf Bermuda und wird von London aus geführt. In Deutschland gehört das Unternehmen zu den fünf größten Versicherungsmaklern. Willis nennt keine Zahlen für seine Deutschland-Tochter, Marktkreise schätzen die Provisions- und Honorareinnahmen auf 70 Mio. Euro. Wie die Wettbewerber Aon Jauch & Hübener, Marsh, Ecclesia und Funk konzentriert sich Willis auf Industrie- und Gewerbekunden.
Die Affäre um illegale Sonderprovisionen an den weltgrößten Makler Marsh, die der New Yorker Staatsanwalt Eliot Spitzer 2004 ins Rollen brachte, hat in den letzten Monaten vor allem in der Großindustrie den Wunsch nach Transparenz noch weiter verstärkt. Geck von Kaenel sagte aber, das Unternehmen habe nicht auf die Spitzer-Untersuchungen reagiert. „Das ist ein weiterer Schritt in einem seit mehreren Jahren laufenden Programm der Qualitätsverbesserung“, sagte er. Dazu gehörte auch die Definition von Qualitätsstandards, die der Kunde einfordern könne.
Quelle: Financial Times Deutschland
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