Trotz der Volkswagen-Affäre sieht Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner keine Notwendigkeit, die Arbeitnehmervertreter in deutschen Aufsichtsräten zu entmachten. „Das Problem deutscher Aufsichtsräte ist nicht, dass Entscheidungen nicht zustande kommen, sondern dass Arbeitsfähigkeit und Vertraulichkeit nicht gewährleistet sind“, sagte Achleitner der FTD. Er habe nichts gegen die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat. „Der Skandal bei VW ist ein sehr spezifischer Fall“, sagte Achleitner.
Der Allianz-Vorstand plädierte dafür, die Zahl der Aufsichtsräte zu halbieren, die Parität aber beizubehalten. „Mit 20 Leuten im Aufsichtsrat kann man kaum vertraulich diskutieren.“ Dagegen hält er den häufig diskutierten Vorschlag, den Anteil der Arbeitnehmervertreter von der Hälfte auf ein Drittel zu reduzieren, für sinnlos. „Damit bellen wir den falschen Baum an.“
Damit stärkt ein prominenter Vertreter des Kapitals den Arbeitnehmervertretern im Grundsatz den Rücken. Dass in der VW-Affäre Betriebsräte und Personalvorstand Peter Hartz allzu freigiebig mit Firmengeldern umgingen, hatte die Diskussion über die Mitbestimmung in deutschen Aufsichtsräten wieder belebt. Sie ist ausländischen Investoren seit langem ein Dorn im Auge.
Auswüchse wie bei VW und dem Chipkonzern Infineon schaden derzeit dem Ansehen von Unternehmen und Managern – kurz nach der von SPD-Chef Franz Müntefering angezettelten Kapitalismusdebatte. Müntefering hatte internationale Investmentbanken und Finanzinvestoren als „Heuschrecken“ bezeichnet.
„Es ist enttäuschend, dass eine wichtige Debatte so ideologisch und oberflächlich geführt wurde“, sagte der Finanzvorstand der Allianz. Die Debatte zeige allerdings auch, „wie wenig wir in Deutschland verstanden haben, dass der Kapitalmarkt für eine Volkswirtschaft so wichtig ist wie die Demokratie für ein Staatswesen“, so Achleitner.
Quelle: Financial Times Deutschland
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