Ausgerechnet rotblond. Ausgerechnet ihn hat die Natur mit solch einem auffälligen Haarschopf bedacht: Kurt-Ludwig Gutberlet, Chef von BSH Bosch und Siemens Hausgeräte, der sich selbst als nüchtern und asketisch charakterisiert, in dessen penibel aufgeräumtem und funktional möbliertem Büro kein einziger Farbtupfer das Auge auf sich lenkt. „Ich bin kein Genussmensch“, sagt Gutberlet.
Seinem zwei Jahre älteren Bruder Karl-Walter Gutberlet, Vorstandsmitglied der Allianz-Versicherung, würde man den Genussmenschen schon eher glauben. Bei Kurt-Ludwig schwingt ein wenig Bewunderung mit: „Mein Bruder ist deutlich gelassener als ich. Er ist ein sehr geselliger Mensch. Ein hervorragender Netzwerker.“ Schon in der Kindheit seien die Rollen schnell verteilt gewesen. „Mein Bruder hat die Witze gemacht, ich habe darüber gelacht.“
Dass die beiden heute in den südlichen Vororten Münchens nur acht Kilometer auseinander wohnen, ist Zufall – was die beiden nicht daran hindert, diesen Umstand gut zu nutzen. „Er kommt gelegentlich mit dem Fahrrad vorbei. Dann sitzen wir ein Stündchen auf der Terrasse.“ Sein Bruder sei „einer der vertrautesten und besten Freunde, die ich habe“, sagt Karl-Walter.
„Er blickt über den Tellerrand und entwickelt immer wieder neue Perspektiven und ungewöhnliche Sichtweisen“, lobt der Versicherungsmanager den Hausgerätehersteller. Seine Direktheit löst in Kurt-Ludwig Gutberlets Umfeld aber nicht immer reine Freude aus. „Er kann ein harter Knochen sein“, sagt Karl-Walter. „Er spricht die Dinge klar aus. Er hat es sich aber angewöhnt, das so zu machen, dass die Leute nicht völlig beschädigt aus der Veranstaltung hervorgehen.“
Die steile Karriere der Gutberlets war keineswegs vorgezeichnet – obwohl die Kindheit in einer Düsseldorfer Akademikerfamilie einen Grundstein gelegt haben dürfte. Beide Eltern Volkswirte, der Vater Geschäftsführer eines kleinen Unternehmens, da lag die Messlatte für die fünf Kinder hoch. „Wir haben schon eine gewisse Leistungsorientierung mitbekommen“, sagt Kurt-Ludwig. Der Vater sei zudem rhetorisch sehr stark gewesen. „Wenn man sich in unserer Familie Gehör verschaffen wollte, musste man seine Position schon relativ gut vertreten.“
Kurt-Ludwig sagt: „Unsere Eltern haben uns das Gefühl gegeben, es schaffen zu können.“ Auch die Schwestern profitierten davon. Eine arbeitet heute als Internistin, eine ist Richterin und die dritte Steuerberaterin.
Die Brüder folgten zunächst ihren Talenten. Der mathematisch begabte Kurt-Ludwig studierte der Familientradition entsprechend Volkswirtschaft, der eher geisteswissenschaftlich orientierte Karl-Walter wählte Jura.
Kurt-Ludwig stieg nach dem Studium in Tübingen sowie den USA und der Promotion 1983 bei Bosch Siemens Hausgeräte ein – heute weltweit drittgrößter Anbieter der so genannten Weißen Ware. Karl-Walter ging zur Allianz. Über Geschäftliches reden die Brüder kaum. Nur einmal in seiner Karriere habe ihm der Ältere einen entscheidenden Tipp gegeben, sagt Kurt-Ludwig. Als er viele Jahre auf einer Position war, habe ihm der Bruder zur Veränderung geraten.
„Man bleibt immer der kleine Bruder“, sagt der Hausgerätemanager. Sein Bruder sieht es anders: In der Karriere vorn sei meist Kurt-Ludwig gewesen, sagt Karl-Walter. „In der Realität funktioniert es nicht so, dass man sich sagt, der Bruder ist befördert worden, jetzt muss es bei mir auch klappen.“ Karl-Walter Gutberlet, Vater von zwei Kindern, machte die klassische Karriere bei der Allianz, bis er 2002 in den Vorstand der deutschen Konzerngesellschaft Allianz-Versicherung kam. Sein Verantwortungsbereich gehört zu den anspruchsvollsten im Unternehmen: Mit den Privatkunden verdient die Allianz eigentlich ihr Geld.
Quelle: Financial Times Deutschland
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