Wer als Anleger aus einem geschlossenen Schiffsfonds aussteigen will, muss aufpassen: Mittlerweile gibt es auf dem Zweitmarkt viele Wege, seinen Anteil zu verkaufen, doch die erzielbaren Preise sind sehr unterschiedlich. Traditionelle Emissionshäuser und Anbieter so genannter Zweitmarkt-Fonds liefern sich einen harten Konkurrenzkampf.
Die Schiffsfonds sind vom Steuerspar- zum Renditemodell mit tendenziell noch längeren Laufzeiten geworden – 20 Jahre sind nicht unüblich. Gleichzeitig steigt die Zahl der Anleger jedes Jahr auf neue Rekordhöhen und nicht alle sind gewillt oder in der Lage, bis zum Ende durchzuhalten. Noch bis vor wenigen Jahren war ein Investment in einen Schiffsfonds praktisch nicht handelbar. Wer das Papier wegen Arbeitslosigkeit oder Scheidung doch verkaufen musste, konnte nur hoffen, dass der Emittent ihm einen passenden Käufer vermitteln würde. Das hat sich grundlegend geändert.
Den Markt in Bewegung gebracht haben die Zweitmarkt-Fonds. 2003 legte Salomon & Partner den ersten Fonds dieser Art auf. Dafür kaufte das Unternehmen einigen privaten Investoren die Anteile verschiedener Schiffsfonds ab und formte daraus einen neuen Fonds, mit dem es neue Anleger warb. Mittlerweile hat Salomon & Partner bereits den fünften Fonds dieser Art platziert.
An der Fondsbörse Deutschland in Hamburg gibt es seit Ende vergangenen Jahres ein Premiumsegment mit Verkaufsgarantie für Beteiligungen an geschlossenen Fonds. Mit Hansa Treuhand, HCI und König & Cie haben drei auf Schiffsbeteiligungen spezialisierte Emissionshäuser die Gründung des Segments unterstützt und Fonds hier listen lassen. Als Market-Maker tritt die Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler AG auf. Sie setzt einen jeweils aktuellen Mindestpreis für einen Anteil fest, zu dem sie garantiert kauft. „Nur in rund zehn Prozent der Fälle bleibt es bei diesem Preis, meistens wird der Market-Maker jedoch überboten“, sagt Thomas Ledermann, Vorstandsmitglied der Börsen AG Hamburg/Hannover. Schon auf Grund der Langfristigkeit des Engagements seien Schiffsfonds zwar eine besondere Anlageform, dennoch ließen sich Elemente des Wertpapiergeschäfts auf sie übertragen. Die unabhängige Handelskontrolle sieht Ledermann dabei als besonderen Vorteil. Zwischen Januar und Mai dieses Jahres verzeichnete das neue Premiumsegment Umsätze mit Schiffsfonds-Anteilen in Höhe von 2 Mio. Euro. „Durch das Premiumsegment haben die Umsätze mit geschlossenen Fonds deutlich angezogen“, sagt Ledermann.
Zahlreiche Fonds-Anbieter haben mittlerweile auch einen internen Zweitmarkt entwickelt, der teilweise auch über das Internet organisiert wird. Mit einem neuartigen Service ist kürzlich das Hamburger Emissionshaus Nordcapital angetreten. Erstmals können Anleger ihre Anteile über ein Auktionsverfahren kaufen und verkaufen. Der integrierte Fondsrechner ermöglicht es dabei, Daten der Fonds mit eigenen Prognosen zu kombinieren und so den Einfluss einzelner Faktoren auf den Wert der Beteiligung durchzuspielen.
Seit dem Start der Handelsplattform im April wurde ein Handelsvolumen von 2,5 Mio. Euro erzielt. „Wir haben damit erstmals einen Insidermarkt transparent gemacht“, sagt Jürgen Wollny, Geschäftsführer der Nordcapital. Nicht nur die Leistungsbilanz des jeweiligen Schiffs, sondern auch die zuletzt gebotenen Preise für den Anteil sind zu sehen. Solche Transparenz führe letztendlich zu besseren Preisen und sei damit auch wieder ein Werbeargument für neue Investoren in Schiffsbeteiligungen.
Im gleichen Maße wie die Emissionshäuser ihre eigenen Verkaufs-Plattformen ausgebaut haben, sind die Zweitmarkt-Fonds bei den Anbietern unbeliebt geworden. Die angebotenen Kaufpreise seien zu niedrig, Anleger würden verunsichert, kritisieren die Emissionshäuser. Conti aus München warnt seine Investoren in einem internen Schreiben bereits vor Geschäften mit Salomon & Partner: „Häufig werden Kaufpreise für Beteiligungen genannt, die unter den tatsächlich erzielbaren Preisen liegen.“ Bei einigen Fonds waren die Preisunterschiede eklatant. Wer seinen Anteil verkaufen will, braucht dazu die Zustimmung des Fonds-Treuhänders. Bislang war das eine reine Formalie. Conti aber hat angekündigt, keine Zustimmung zur Übertragung von Conti-Beteiligungen an die Zweitmarkt-Fonds mehr zu erteilen. Wer einen Verkauf bereits zugesagt hat, dem droht damit möglicherweise ein Streit über Schadensersatz wegen Nichterfüllung. Fonds-Experte Stefan Loipfinger meint, dass niedrigere Ankaufspreise nicht zwangsläufig in der Natur der Zweitmarkt-Fonds liegen. „Die haben im Moment überhöhte Gebühren, sonst könnten sie locker mitbieten.“ Das größere Angebot an potenziellen Käufern sei für Anleger eine positive Entwicklung, so Loipfinger. „Dadurch gibt es endlich Wettbewerb. Das kann sich finanziell lohnen.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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