Der Allianz-Konzern hat die Börse gestern mit einem kräftigen Gewinnsprung überzeugt. Der Gewinn des Versicherers nach Steuern, aber bereinigt um Goodwill-Abschreibungen, stieg im zweiten Quartal um 65 Prozent von 846 Mio.Euro auf 1,39 Mrd. Euro.
Das Unternehmen hatte die Veröffentlichung der Ergebnisse für das zweite Quartal eigentlich für Freitag angekündigt. Überraschend gab die Konzernzentrale am späten Dienstagabend ad hoc schon einige wenige Kernzahlen bekannt. Der Aktienkurs der Allianz reagierte gestern prompt mit einem Sprung um 3,5 Prozent auf 110,10 Euro.
Die Allianz begründete die Ad-hoc-Meldung damit, dass alle veröffentlichten Ergebnisschätzungen von Analysten um mehr als 20 Prozent unter dem tatsächlich erzielten Gewinn lagen. So hatten von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten durchschnittlich 1,09 Mrd. Euro erwartet. „Deshalb mussten wir nach den geltenden Vorschriften die Ad-hoc-Meldung veröffentlichen“, sagte ein Sprecher.
Darin erklärte die Allianz, alle Geschäftssegmente hätten zur Verbesserung beigetragen. Details sollen am Freitag folgen. Nur für die Schaden- und Unfallversicherung nannte der Konzern eine Kennzahl: Die Schaden- und Kostenquote (Combined Ratio) verbesserte sich von 92,1 Prozent der Beitragseinnahmen im ersten Quartal 2005 auf 89,8 Prozent im zweiten Quartal. Damit musste die Allianz pro Prämien-Euro nur noch 89,8 Cent für Schäden, Verwaltungs- und Vertriebskosten aufbringen. Zum technischen Gewinn von 11,2 Prozent der Prämieneinnahmen kommen noch Kapitalerträge aus Schadenreserven und Beiträgen.
Für die Lebensversicherung und das Asset Management sprach die Allianz von „weiterhin zweistelligen Wachstumsraten beim Umsatz“, nannte aber keine Einzelheiten. „Im Bankgeschäft konnte eine vorübergehende Schwäche im Handelsergebnis durch Kostenreduktion und eine günstige Entwicklung der Risikovorsorge ausgeglichen werden“, hieß es.
Über die Bedeutung von Quartalszahlen für Versicherer und Rückversicherer gehen die Auffassungen auseinander. Analysten bestehen auf den Angaben. Die meisten Versicherungsmanager sind dagegen der Ansicht, dass Quartalswerte für ihr Kerngeschäft nur wenig aussagen. Die Gesellschaften leben davon, Risiken über Regionen und die Zeit auszugleichen. Eine gute Schaden- und Kostenquote in einem Quartal kann deshalb Ergebnis des zufallsbedingten Ausbleibens von Großschäden sein. Eine schlechte Quote in einem Quartal bedeutet umgekehrt nicht zwingend, dass ein Unternehmen schlecht dasteht.
Noch profitiert die gesamte Assekuranz von höheren Preisen und verbesserten Bedingungen, die sie in den vergangenen vier Jahren durchsetzen konnte. Im Moment kippt der Trend aber wieder: In wichtigen Märkten weicht die Preisfront der Versicherer auf. In Deutschland ist es gerade die Allianz, die durch eine aggressive Preispolitik in der Autoversicherung dazu beiträgt, dass die ausgezeichneten versicherungstechnischen Ergebnisse der Branche nicht lange zu halten sein dürften.
Der Kurssprung an der Börse ist dem Allianz-Management höchst willkommen. Die Aktie hinkte lange den großen Indizes hinterher. Anleger sind immer noch nicht davon überzeugt, dass die Allfinanzstrategie des Konzerns, die Verbindung von Versicherer und Dresdner Bank, funktioniert. Selbst nach dem gestrigen Schub liegt die Aktie noch hinter Dax und Stoxx 50 zurück.
Quelle: Financial Times Deutschland
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