Versicherer schafft eine Holding für alle Inlandsaktivitäten · Dividende wird auf 2 Euro je Aktie aufgestockt
Von Angela Maier, Frankfurt, und Herbert Fromme, Monte Carlo
Im Zuge der grenzüberschreitenden Fusion mit der italienischen Tochter RAS läutet Allianz-Chef Michael Diekmann eine drastische Schlankheitskur für das Versicherungsgeschäft auf dem Heimatmarkt ein. Alle deutschen Versicherungsaktivitäten – Schaden- und Unfallversicherung, Lebens- und Krankenversicherung – sollen unter dem Dach einer neuen Deutschland-Holding gebündelt werden, teilte die Allianz gestern Abend mit. Chef wird Gerhard Rupprecht, der bisher die Stuttgarter Tochter Allianz Leben führte. Der Mathematiker wird das deutsche Versicherungsgeschäft auch im Konzernvorstand vertreten und bleibt dort für die IT zuständig.
Durch die Fusion mit RAS und die Umwandlung in eine Europa AG, eine Societas Europaea, hat Diekmann gestern den größten Konzernumbau seit vielen Jahren gestartet. Den Aktionären schmackhaft machen will er dies mit der frühen Ankündigung, die Dividende solle für 2005 um 14 Prozent auf 2 Euro erhöht werden. Zudem schreibt die Allianz, die Fusion solle 2006 den Gewinn je Aktie ohne Berücksichtigung von Synergien um zwei Prozent steigern.
Mit der Berufung zum deutschen Versicherungschef wird Rupprecht – neben Diekmann und dem Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard – der mächtigste Versicherungsmanager in Deutschland. Denn die Sachgruppe Deutschland und die Allianz Lebensversicherung sind in Deutschland mit Abstand Marktführer in der Schaden- und Unfallversicherung beziehungsweise Lebensversicherung. Die Allianz Private Krankenversicherung rangiert hinter Debeka und DKV auf Platz drei.
Die Nachfolge für die Führung der zwei wichtigsten deutschen Töchter gab die Allianz gestern ebenfalls bekannt. Reiner Hagemann wird als Chef der Sachgruppe Deutschland abgelöst von Thomas Pleines, derzeit Vorstandsvorsitzender der Allianz Suisse. Rupprechts Position bei Allianz Leben übernimmt deren bisheriger Finanzvorstand Maximilian Zimmerer. Damit sind die zwei Gesellschaften künftig nicht mehr direkt im Konzernvorstand vertreten.
Der neue Deutschlandchef Rupprecht gilt bei Mitarbeitern als fordernder, nicht immer einfacher Vorgesetzter. Er dominierte die Allianz Leben deutlich und verhinderte geschickt das Hochkommen potenzieller Rivalen. Mit der Ernennung des Lebensversicherungsfachmanns unterstreicht Diekmann erneut, dass er in diesem Geschäftsfeld die Zukunft sieht. Und er entmachtet die Kerntruppe, die deutsche Sachgruppe.
Die Bündelung der Aktivitäten bildet den Prolog für einen weitergehenden Umbau des Geschäfts auf dem Heimatmarkt, den die Allianz in den nächsten Wochen beschließen wird. Diesen Umbau und die Tatsache, dass er nicht im Konzernvorstand vertreten sein sollte, sehen Kenner als Grund dafür, dass Sachversicherungschef Reiner Hagemann vor wenigen Tagen zurückgetreten ist. Rupprecht wird den Vertrieb in Deutschland in eine oder mehrere separate Einheiten ausgründen und vom operativen Versicherungsgeschäft trennen, wie aus Versicherungskreisen verlautet. Zudem sollen aus den sieben Zweigniederlassungen (ZN) Aufgaben in die Zentrale verlagert und einzelne ZN geschlossen werden. Damit will der Konzern seine im internationalen Vergleich hohen Kosten im deutschen Sachgeschäft in den Griff bekommen – die bislang allerdings von hohen Gewinnen begleitet waren.
Für AGF, die der Allianz zu 59 Prozent gehört, ist trotz der Etablierung der SE derzeit offenbar keine Fusion geplant. Die Allianz hat nach Angaben aus Versicherungskreisen bei der Übernahme der AGF im Jahr 1997 der Pariser Regierung eine Zusage gegeben, dass die Gesellschaft in Frankreich börsennotiert bleibt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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