Versicherungsvertretern entgehen Provisionen
Von Herbert Fromme, Köln Die Allianz-Versicherung schaltet nach FTD-Informationen am Wochenende ihren intern heftig umstrittenen Internetverkauf von Autoversicherungen frei. Bei Allianz 24 sollen Kunden direkt und ohne Vertreter Autopolicen abschließen können.
Die Preise liegen deutlich unter dem Normaltarif – Schätzungen zufolge um bis zu 30 Prozent bei einzelnen Kundengruppen. Das Unternehmen wollte dazu keine Einzelheiten nennen. Bereits am 1. September hatte die Allianz einen Billigtarif in der Autoversicherung eingeführt, der über Vertreter verkauft wird.
Die bevorstehende Freischaltung verschlechtert die Stimmung unter den 10 500 Allianz-Vertretern in Deutschland. Die meisten sind empört über die Politik des Konzerns. Beim Billigtarif erhalten sie nur 60 Prozent der sonst üblichen Provisionen, bei Allianz 24 gar keine. Sie fürchten Einnahmeverluste und verweisen auf frühere Zusagen des Vorstands, keinen Internettarif einzuführen.
Unruhe im Außendienst
Das Allianz-Management argumentiert mit dem höheren Wettbewerbsdruck. Der größte Autoversicherer in Deutschland hat in den vergangenen Jahren stetig Marktanteile verloren.
Durch eine Preissenkung im September 2004 konnte das Management die Verluste zwar stoppen. Dennoch müsse man sich dauernd gegen Angriffe billigerer Wettbewerber wehren, so die Allianz-Spitze. Verwiesen wird auch auf die Erfolge des Onlineanbieters HUK 24, der zum Marktzweiten HUK-Coburg gehört.
Wegen des momentanen Konzernumbaus herrscht im Außendienst ohnehin große Unruhe. Die Allianz will nach Informationen aus Versicherungskreisen eine separate Vertriebsgesellschaft gründen. Diese würde sich dann um die Vertreter kümmern – und nicht mehr die operativen Versicherer, mit denen sie heute ihre Verträge haben.
Brief des Vertriebschefs
Vertriebschef Hansjörg Cramer versuchte gestern, die Gemüter zu beruhigen. In einem Brief an alle Vertreter und Außendienstangestellten versprach Cramer, dass „der Vertrieb in seiner Position gestärkt“ werde. Außerdem solle die Anzahl der Verkäufer „eher ausgebaut und auf keinen Fall reduziert werden“, hieß es.
Damit reagierte Cramer auf fortdauernde Gerüchte, führende Allianz-Manager hätten firmenintern eine Reduzierung der Zahl der Außendienstler gefordert.
Auch in der Provisionsfrage gab Cramer eine eindeutige Zusage ab: „Entgegen anders lautenden Gerüchten bleiben bei der geplanten Umstrukturierung Ihre Vertragsgestaltung und Provisionstabelle unangetastet.“
„Vieles wird bei der Allianz in Deutschland derzeit neu organisiert und teilweise umgestellt“, so der Vertriebschef in dem Schreiben. Einzelheiten nannte er nicht, sondern vertröstete die Mitarbeiter auf kommende Woche. Erst dann gebe es die nötige Zustimmung der Aufsichtsräte.
Weiterer bericht Seite 2
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo