Finanzrückversicherung wird als Einlagengeschäft gebucht
Von Haig Simonian, Zürich,und Herbert Fromme, Köln Der Züricher Rückversicherer Converium überraschte Anleger am Freitag. Das Unternehmen verschob die Veröffentlichung der Zahlen für das dritte Quartal vom 8. November auf Mitte Dezember. Gleichzeitig gab der Rückversicherer bekannt, dass früher publizierte Jahresergebnisse neu berechnet werden müssten. Die Börse reagierte mit einem moderaten Fall des Converium-Kurses um 3,5 Prozent auf 12,35 Schweizer Franken.
Bei der Neuberechnung geht es vor allem um die Behandlung von Finanzrückversicherungsverträgen, die Converium in früheren Jahren zu seiner eigenen Absicherung bei anderen Rückversicherern gekauft hat. Die entsprechenden Transaktionen werde das Unternehmen jetzt als Einlagegeschäft und nicht länger als Rückversicherung verbuchen.
„Das ist natürlich bedauerlich“, sagte Converium-Chef Terry Clarke, für den das Unternehmen gerade einen Nachfolger sucht. Aber eine stringente Berichtspolitik sei „ein entscheidender Schritt bei der Wiedererlangung des Vertrauens der Anleger“. Clarke nannte weder den Zeitraum noch die Auswirkung auf die Ergebnisse früherer Jahre – der wird nach den Erfahrungen anderer Unternehmen wahrscheinlich negativ sein. Allerdings werde das Eigenkapital von 1,65 Mrd. $ nicht angegriffen, sagte Clarke.
Mit Finanzrückversicherungsverträgen können Versicherer und Rückversicherer Ergebnisse glätten, zum Beispiel durch die Verteilung von hohen Verlusten über mehrere Jahre. Das Instrument ist umstritten. In den USA hatten Ermittlungen der Behörden gegen die American International Group und den Rückversicherer Gen Re wegen Bilanzfälschungen mit Hilfe von Finanzrückversicherung weitreichende Konsequenzen, unter anderem den Rücktritt des langjährigen AIG-Chefs Maurice Greenberg. Converium ist auch in New York gelistet.
Die Rating-Agentur Standard & Poor’s beließ Converium auf dem ohnehin mittelmäßigen „BBB+“, setzte den Rückversicherer aber auf seine Beobachtungsliste mit negativen Implikationen.
Converium musste 2004 nach der Entdeckung sehr hoher Altlasten in den USA sein dortiges Geschäft aufgeben und kämpft seither um das Überleben.
Quelle: Financial Times Deutschland
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