Senkrechtstart gestoppt

Fonds mit gebrauchten US-Lebensversicherungen sind populär, rentable Policen aber schwer zu finden

Investmentfonds mit gebrauchten US-Lebensversicherungen sind nach rasantem Senkrechtstart zum Gleitflug übergegangen. Nach dem Emissionshaus Sachsenfonds hat nun auch HPS Capital seinen aktuellen Fonds vom Markt genommen. Begründung: Es gebe zu wenig rentable Verträge. „Wir haben uns aus Sicherheitsgründen zur Rückabwicklung entschlossen“, sagt HPC-Geschäftsführer Michael Pirgmann.

Gebrauchte Lebensversicherungen als Investment sind in Deutschland erst seit drei Jahren auf dem Markt, aber bereits nach Immobilien- und Schiffsfonds die beliebteste Anlage unter den geschlossenen Beteiligungen. Das Geschäftsmodell: Kunden in Not kündigen ihre Lebensversicherung nicht, sondern verkaufen sie an spezielle Händler. Investmentgesellschaften übernehmen die Verträge und finanzieren das über Fonds, die Anteile an Anleger vertreiben. Die Prämien für die Policen zahlt der Fonds.

Auf dem deutschen Markt gibt es Fondsinvestments in britische und deutsche Kapitalleben-Verträge sowie in amerikanische Risiko-Policen. Bei Ersteren erhält der Fonds nach Ablauf des Vertrags die vom Versicherer gezahlte Summe. Die Untergrenze der Erträge ist kalkulierbar. Denn deutsche Police haben eine Mindestverzinsung, britische eine Kapitalerhaltsgarantie. Fonds mit US-amerikanischen Lebensversicherungen spekulieren dagegen auf den Tod des Versicherten. Je später der ursprüngliche Kunde stirbt, desto länger muss der Fonds die Beiträge zahlen. Die Renditeversprechungen für dieses Investment liegen im zweistelligen Bereich.

„Seit Mitte 2002 sind mehr als 1,5 Mrd. Euro aus Deutschland in Fonds mit amerikanischen Lebensversicherungen geflossen“, sagt ein Sprecher des Bundesverbandes Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen, in dem 24 Unternehmen organisiert sind. Das Geld aus Deutschland hat auf dem US-Markt eine enorme Nachfrage nach rentablen Policen – also Verträgen von Menschen mit geringer Lebenserwartung – ausgelöst. Die Preise für die Verträge steigen aber nicht nur wegen der großen Nachfrage. „Wir beobachten speziell seit Mitte des Jahres eine Verengung des Marktes“, berichtet HPC-Geschäftsführer Pirgmann. Der Grund: Der amerikanische Aktuar Milliman hat ein Tool zur Bewertung der Policen herausgebracht. Jetzt wissen die Verkäufer, was ihre Verträge wert sind.

Pirgmann glaubt, dass der Markt mindestens zwei Jahre lang absacken wird. HPC will zur Zeit kein weiteres Produkt in diesem Segment für Endverbraucher auf den Markt bringen. Denkbar sei eine Modifizierung des Geschäftsmodells mit Ausrichtung auf institutionelle Investoren.

Der auf Investments in Versicherungen spezialisierte Berater Augur Capital hat gemeinsam mit der Dresdner Bank diesen Weg schon beschritten. Ihr Konzept sieht eine angepasste Einkaufspolitik vor. „Geschlossene Fonds warten, bis der letzte Versicherte gestorben ist“, erklärt Thomas Schmitt von der Augur Capital Group. „Sie lassen die Policen auslaufen, wir investieren in neue.“ Der Fonds investiert auch in Verträge von Kunden mit längerer Lebenserwartung, die am Ende der Laufzeit weiterverkauft werden. Die Rendite soll acht bis neun Prozent betragen. Während der Laufzeit gibt es kein Geld, dafür ein indexzertifiziertes Wertpapier, das verkauft werden kann. Die Kunden tragen nicht nur das Währungsrisiko. Schmitt: „Wir holen zwar für jede Police ein Gutachten ein, trotzdem wissen wir nicht, wann die Leute sterben.“

Zitat:

“ „Wir beobachten seit Mitte des Jahres eine Verengung des Marktes“ “ – Michael Pirgmann,HPC-Geschäftsführer –

Bild(er):

Spiel mir das Lied vom Tod : Für Fonds mit US-Lebenspolicen eine vertraute Melodie – sie spekulieren auf den Tod der Versicherten – cinetext

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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