Werften und Schiffe sind heiß begehrt

HDW ist Weltmarktführer für U-Boote ohne Nuklearantrieb. Die Lindenau-Werft ist bis 2008 mit dem Bau von Doppelhüllentankern ausgelastet.

Die Technik „made in Kiel“ hatte das Interesse der Amerikaner geweckt: In einem Überraschungscoup übernahm der Finanzinvestor One Equity Partners (OEP) im März 2002 die Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) und hoffte so, die Kontrolle über das U-Boot-Programm des Schiffbauers zu bekommen. Es kam anders.

HDW gehört heute zu ThyssenKrupp Marine Systems, OEP hat nur noch eine Minderheitsbeteiligung, und aus der erhofften Lieferung von U-Booten nach Taiwan wurde nichts. Spätestens seitdem aber ist die Werft aus Kiel einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

HDW ist Weltmarktführer bei U-Booten ohne Nuklearantrieb. Die Kieler haben zudem die innovative Technik des Brennstoffzellenantriebs entwickelt, mit dessen Hilfe die Kriegsschiffe kaum zu orten sind und wochenlang unter Wasser bleiben können. Die ersten beiden Boote mit Brennstoffzellentechnik übergab die Werft im September an die deutsche Marine. Getauft wurde der Prototyp der Klasse 212 A schon vor mehr als drei Jahren, seitdem war er zu Erprobungsfahrten unterwegs.

15 schleswig-holsteinische Schiffbau-Unternehmen, von denen sieben seegängige Schiffe bauen, erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen Umsatz von insgesamt rund 1,1 Mrd. Euro. Dieses Niveau war über die letzten zehn Jahre relativ konstant, fand die im April veröffentlichte „Potenzialanalyse maritime Wirtschaft in Schleswig-Holstein und Deutschland“ heraus.

Zurückgegangen ist dagegen die Zahl der Beschäftigten. Nach Berechnungen des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik arbeiteten Ende 2004 insgesamt 5386 Menschen auf schleswig-holsteinischen Werften – Ende 2000 waren es noch 7224. Wichtige Arbeitgeber der Branche sind auch die Schiffbauzulieferer, die im Jahr 2003 einen Umsatz von 1,3 Mrd. Euro verzeichneten – 45 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Sie beschäftigen derzeit zwischen 12 000 und 13 000 Mitarbeiter.

Neben HDW zählen auch andere Schiffbauer des Landes zur technologischen Weltspitze. Die Doppelhüllentanker der Kieler Lindenau-Werft sind derzeit Motiv einer Imagekampagne des Ölkonzerns BP. „Unsere Schiffe sind maßgeschneidert“, sagt Günter Steen, Geschäftsführer und Gesellschafter der Werft. Deshalb sei man trotz niedriger Preise in Fernost, teuren Stahls und Drucks durch das ungünstige Wechselkursverhältnis zwischen Dollar und Euro erfolgreich. Zahlen zum Gewinn will er nicht nennen. „Aber unsere Aufträge sind kostendeckend.“

Sieben Tanker stehen noch in den Auftragsbüchern, damit ist das Unternehmen bis Anfang 2008 ausgelastet. Gebaut werden die Schiffe für Reeder aus Deutschland und von den Seychellen. Ende Oktober hat Lindenau die Verbreiterung der Helling, des Bauplatzes für Schiffe, abgeschlossen, so können dort jetzt noch größere Schiffe hergestellt werden. Ein neuer 100-Tonnen-Kran wurde angeschafft und die Kranbahn verlängert, um die einzelnen Sektionen des Schiffes beim Zusammenbau besser bewegen zu können.

„Unsere Angebotspalette verbreitert sich damit“, sagt Steen. Ideen für neue Produkte hat die Werft viele: So konzipiert sie, zusammen mit der Hamburger Firma Skysails, einen Asphalttanker, der mit Windkraft angetrieben werden kann. Ob das Schiff je gebaut wird, ist aber unsicher. Viele Pläne von Schiffbau-Ingenieuren bleiben in den Schubladen.

Vom derzeitigen Erfolg der Lindenau-Werft profitieren auch die Mitarbeiter. „Wir sind die einzige Werft, die nach Tarifvertrag der IG Metall zahlt“, sagt Steen mit Stolz. Das Resultat dieser finanziellen Sicherheit für die Werftarbeiter sei nicht zuletzt eine „hochmotivierte“ Mannschaft, die in diesem Jahr zum ersten Mal drei große Tankschiffe gleichzeitig fertig stellt. „Das ist eine fantastische Leistung.“

Die 700 Mitarbeiter und Auszubildenden der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) haben sogar eine Arbeitsplatzgarantie bis 2009. Seit 1990 gehört die Werft zur Lübecker Reederei Oldendorff.

Sie sieht sich als „weltweiter Marktführer für RoRo-Schiffe“, sagt ein Sprecher. Neun dieser Roll-on-roll-off-Fähren sind für die Zeit bis 2008 fest gebucht, die Aufträge kommen aus der Türkei, Belgien und Kanada. Für eine weitere Serie gebe es „sehr gute Chancen“ auf einen Vertragsabschluss noch in diesem Jahr.

Zitat:

“ „Unsere Schiffe sind maß-geschneidert“ “ – Günter Steen, Geschäftsführer der Lindenau-Werft –

Bild(er):

Das erste U-Boot mit Brennstoffzellenantrieb der Klasse 214 wird bei Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) zu Wasser gelassen. Sein Name ist Papanikolis – Car/Korth

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

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