Hannover Rück verbrieft Risiken

Unternehmen hält an Naturkatastrophendeckung fest · FTD-Interview mit Vorstandschef Zeller

Von Herbert Fromme, Hamburg Die Hannover Rück wird in den kommenden Wochen eine Verbriefung von Katastrophenrisiken in Höhe von 500 Mio. $ bekannt geben. „Das Kapital wird von nordamerikanischen Private-Equity- und Hedge-Fonds zur Verfügung gestellt“, sagte Vorstandschef Wilhelm Zeller im FTD-Interview. Es handelt sich nicht um die erste Verbriefung des Unternehmens, aber um eine der größten. Vor zwei Wochen hatte Konkurrent Münchener Rück einen Katastrophenbond von 110 Mio. Euro begeben.

Bei den so genannten Cat-Bonds erhalten Anleger einen höheren Zins als marktüblich. Kommt es zu Großschäden, ist ihr Kapital ganz oder teilweise verloren – das erhält dann der Rückversicherer.

Das K5-Programm der Hannover Rück bündelt Katastrophenrisiken aus den USA, Europa und Japan mit Luftfahrt- und Transportrisiken. „Damit haben Investoren ein diversifiziertes Portefeuille, das die Volatilität im Vergleich zu normalen Cat-Bonds erheblich reduziert“, sagte er.

Die Hannover Rück muss 2005 eine Belastung von 1,03 Mrd. Euro aus Großschäden verkraften. Ursprünglich wollte Zeller 2005 einen Gewinn von 430 Mio. Euro Euro bis 470 Mio. Euro erzielen. Nach dem Hurrikan „Katrina“ senkte er das Gewinnziel auf 309 Mio. Euro, den Vorjahreswert. Seit „Rita“ und „Wilma“ zuschlugen, spricht Zeller nur noch von einer „schwarzen Null“. Die Dividende für 2005 werde wahrscheinlich ausfallen.

Der viertgrößte Rückversicherer der Welt macht einen größeren Anteil seines Umsatzes in Katastrophendeckungen als die Rivalen Swiss Re und Münchener Rück. Zeller verteidigte diese Geschäftspolitik. „Die Rückversicherung von Naturkatastrophenrisiken war immer unser profitabelstes Geschäft.“ 2005 werde das erste von 39 Jahren ohne Gewinn in dieser Sparte sein. „Selbst nach ,Katrina‘ waren wir noch in den schwarzen Zahlen“, sagte Zeller. „,Wilma‘ hat uns den Rest gegeben.“

Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten habe die Hannover Rück kein Kapital verloren. „Wenn eine solche Massierung von Naturkatastrophen auftritt, die den Versicherungsmarkt bis zu 80 Mrd. $ kostet, ist es normal, dass der Gewinn leidet.“ Zeller erwartet für 2006 deutlich höhere US-Rückversicherungspreise. „Auch in Europa werden die Preise für Sturmdeckungen steigen, ich erwarte 10 bis 15 Prozent.“ Auch in anderen Sparten gebe es Druck zu „starken Preiserhöhungen“, vor allem in den USA.

In der wichtigen Sparte Finanzrückversicherung sieht Zeller jetzt eine Bodenbildung im Volumen erreicht. Durch die Ermittlungen des New Yorker Generalstaatsanwalts Eliot Spitzer und der Börsenaufsicht SEC sei der Bedarf aus den USA gesunken. „Wir werden 2005 auf rund 1 Mrd. Euro kommen, ein Rückgang von 25 Prozent“, sagte Zeller. „Auf der Basis können wir hoffentlich auch künftig das Geschäft profitabel betreiben.“ Auch bei der Hannover Rück hat die SEC sich erkundigt, „kistenweise“ seien Akten an die Behörde gegangen. Vorwürfe gegen Hannover Rück habe die SEC nicht erhoben.

Zitat:

“ „Nach ,Katrina‘ waren wir noch in den schwarzen Zahlen. ,Wilma‘ hat uns denRest gegeben“ “ – Wilhelm Zeller –

Bild(er):

Wilhelm Zeller , Chef der Hannover Rück, will die Deckung von Naturkatastrophen beibehalten. Deren Rückversicherung sei „immer unser profitabelstes Geschäft“ gewesen

Quelle: Financial Times Deutschland

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