Bermuda-Rückversicherer durch Herabstufung schwer getroffen · Käufer gesucht
Von Herbert Fromme, Köln Der Bermuda-Rückversicherer Alea gibt wegen mangelnden Vertrauens seiner Kunden das Londoner Geschäft auf. Vorausgegangen war eine Herabstufung durch die Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P). „Diese Entscheidung wurde getroffen, weil es sich als unmöglich herausstellte, Geschäft in ausreichender Menge und Qualität zu gewinnen“, teilte Alea mit. Das sei ein Ergebnis der Herabstufung.
Alea hat die Erneuerungsrechte für das Londoner Geschäft an die Lloyd’s-Gesellschaft Canopius Holdings verkauft. Das Unternehmen will sich von 125 Mitarbeitern in London trennen. Da Rückversicherungsverträge in der Regel jährlich auslaufen und neu ausgehandelt werden müssen, handelt es sich bei den Erneuerungsrechten um die Kundenliste und die Einzelheiten der bisherigen Geschäftsverbindung, nicht aber um laufende Rückversicherungsverträge.
Das jetzt verkaufte Portefeuille betrifft Verträge mit Bruttoprämieneinnahmen von 222 Mio. $ im Jahr 2004. Dafür zahlt Canopius eine Provision, die vom erneuerten Geschäftsvolumen abhängt. Alea erwartet 8 Mio. bis 12 Mio. $.
Der mit insgesamt 1,58 Mrd. $ Prämieneinnahmen mittelgroße Rückversicherer gehört zu 40,5 Prozent dem auf Buyouts spezialisiertem US-Finanzkonzern Kohlberg, Kravis, Roberts (KKR), der Alea 1997 gründete. Der Freefloat beträgt 39 Prozent, das Unternehmen wird an der Londoner Börse geführt.
Im September hatte S&P Alea von „A-“ auf „BBB+“ herabgestuft. Kunden und Makler achten sehr auf die Urteile der Agenturen, viele Erstversicherer platzieren grundsätzlich kein Rückversicherungsgeschäft bei Gesellschaften, die schlechter als „A-“ beurteilt werden. Daraufhin sagte die Gesellschaft eine geplante Kapitalerhöhung von 210 Mio. $ ab und gab bekannt, dass sie einen Käufer für die gesamte Gruppe oder Teile sucht. Die Suche verlief bisher aber erfolglos.
Auch für Alea Europe in Basel, die im kontinentaleuropäischen Markt Rückversicherungsgeschäft betreibt, sucht das Management eine Lösung, die aus einem Verkauf oder einer Übernahme des aktiven Geschäfts durch einen Partner bestehen könnte.
Sollte die Gesellschaft keinen Käufer finden, ist eine Schließung und Abwicklung der ganzen Firma sehr wohl möglich. Ende November hatte Alea bereits das Programmgeschäft in den USA eingestellt, jetzt folgte der größte Teil des Londoner Geschäfts.
S&P stufte Alea herab, weil die operative Leistung enttäuscht habe. Mit einer Schaden-und-Kosten-Quote von 101,5 Prozent der Beitragseinnahmen im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre sei das Unternehmen schlechter gewesen als die Konkurrenz. „Deshalb gibt es Zweifel an Aleas Fähigkeit, seine eigenen Planungen einzuhalten“, erklärten die S&P-Analysten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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