In Aachen kann der Reitsport den Durchbruch schaffen
Von Patrick Hagen Das Pferd Karls des Großen soll in Aachen einst eine heiße Quelle freigescharrt und damit den Grundstein für die zukünftige Kaiserstadt gelegt haben. Mit dieser Legende begründet Aachen gerne seinen Ruf als Reiterstadt. Auch das wichtigste Reitturnier der Welt, das Aachener CHIO, spricht für die besondere Beziehung der Stadt zu Pferden. Dieses Jahr kommt noch ein weiterer Grund hinzu. Vom 20. August bis zum 3. September finden in Aachen die Weltreiterspiele statt, die offizielle WM des Pferdesports. Sie sind 2006 das zweitgrößte Sportereignis in Deutschland nach der Fußball-WM.
Erst seit 1990 findet die WM für alle Disziplinen an einem Ort statt. In Aachen kämpfen 800 Reiter aus 60 Ländern um Medaillen in den Disziplinen Dressur, Springen, Vielseitigkeitsreiten, Distanzreiten, Voltigieren, Fahren und in der Western-Dressur. Knapp 1500 Journalisten werden von der WM berichten, TV-Bilder in 140 Länder der Welt übertragen. Für die Sieger gibt es Preisgelder von insgesamt 1,4 Mio. Euro.
Die Veranstalter hoffen, dass die WM sich zum Zuschauermagneten entwickelt. Eine halbe Million Zuschauer, davon 150 000 aus dem Ausland, sollen in Aachen beim Springen und Piaffieren zuschauen. Dafür hat der veranstaltende Aachen-Laurensberger Rennverein (ALRV) 17,7 Mio.Euroin den Ausbau der Anlage investiert. In die drei Stadien passen jetzt zusammen 60 000 Zuschauer. Neu sind auch die Flutlichtanlage und der Rasen im Springstadion. „Ein Start in diesem Stadion ist mit nichts zu vergleichen“, sagt die Springreiterin Meredith Michaels-Beerbaum, derzeit auf Platz acht der Weltrangliste, zum Stellenwert des Turnierplatzes.
„Wir werden mit einer schwarzen Null abschließen“, sagt der Vorsitzende des Organisationskomitees, Michael Mronz. Die bisherigen vier Weltmeisterschaften endeten stets mit einem Millionenminus. Das Risiko trägt der Ausrichter ALRV. Mronz rechnet mit ausverkauften Veranstaltungen. Die Begeisterung für den Reitsport liegt auch an der Favoritenrolle der deutschen Reiter. „Deutschland hat bei den vergangenen Weltmeisterschaften die Hälfte der Medaillen gewonnen“, sagt Mronz.
Edles Flair lockt Sponsoren
Das gestiegene Interesse am Reiten macht den Sport auch für Sponsoren interessant. Reiten ist nicht mehr nur eine teure Freizeitbeschäftigung für eine wohlhabende Minderheit. „Unternehmen engagieren sich deutlich stärker als in der Vergangenheit im Reitsport“, sagt Ulrich Bäder. Bäder ist bei der Beratungsfirma IMB für das Sportmarketing zuständig. Vom Pferdesport versprechen sich die Sponsoren den Spagat zwischen einem exklusiven Image und großer Breitenwirkung. „Diese Kombination ist im Sport relativ selten“, sagt Bäder. Zudem sei das Engagement im Reitsport im Vergleich zu anderen Sportarten noch relativ günstig.
Der Rechtsschutzversicherer Arag ist einer der acht Hauptsponsoren der WM. „Sponsoring ist für uns Investment“, sagt Sprecher Klaus Heiermann. „Wir schauen sehr genau, was wir zurückbekommen.“ Ein anderer Großsponsor ist die Brauerei Warsteiner, die seit Jahren auch das CHIO unterstützt. „Der Reitsport hat eine starke Besucherbindung und ist im Fernsehen präsent“, sagt Warsteiner-Sprecher Christoph Hermes. „Außerdem hat er ein edles Flair, das zu unserer Marke passt.“
Die Aussichten für den Pferdesport sind weiterhin gut. „Reiten ist keine Boom-Sportart wie Tennis, sondern hat eine solide Grundlage“, sagt Mronz. Das Interesse wächst zwar langsam, dafür aber beständig.
Quelle: Financial Times Deutschland
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