Aktionäre des Zertifizierers könnten Übernahme behindern
Von Herbert Fromme und Olaf Preuss, Hamburg Der „Schiffs-TÜV“ Germanischer Lloyd (GL) will Käufer finden, die Anteile seiner ausstiegswilligen Aktionäre übernehmen. „Diese Käufer könnten auch aus dem Kreis der bisherigen Aktionäre kommen“, sagte Vorstandsmitglied Rainer Schöndube gestern in Hamburg.
Germanischer Lloyd gehört Banken, Versicherungen, Reedern und Werften. Das erfolgreiche Unternehmen wehrt sich gegen ein feindliches Übernahmeangebot des Pariser Konkurrenten Bureau Veritas (BV). Einige Großaktionäre, zu denen Allianz, Commerzbank, Deutsche Bank und Münchener Rück gehören, wollen verkaufen.
BV hat 500 Mio. Euro in bar für den Wettbewerber geboten. Nach Angaben aus Finanzkreisen sollen bei Erreichen der Mehrheit noch einmal 25 Mio. Euro und bei Vollzug von Ertragszielen innerhalb mehrerer Jahre noch 250 Mio. Euro hinzukommen. Das bestritten BV-Kreise.
Der Versuch, ein Alternativangebot an die Aktionäre auf die Beine zu stellen, ist Teil der Verteidigungsstrategie des zweiköpfigen GL-Vorstands. Er wurde offenbar von dem BV-Angebot völlig überrascht und reagiert ungewöhnlich hilflos. So argumentierte Schöndube, man könne auf keinen Fall eine genaue Prüfung des Unternehmens durch einen Rivalen, eine sogenannte „Due Diligence“, zulassen. „Das wäre gegen die Interessen unserer Aktionäre.“ Solche Prüfungen durch Interessenten – auch wenn sie Konkurrenten sind – sind aber üblich bei Unternehmenskäufen.
Der GL-Vorstand erklärte, er habe gemeinsam mit dem Aufsichtsrat den Aktionären die Ablehnung empfohlen. Eine Übernahme durch BV würde die Wachstums- und Gewinnmöglichkeiten des Unternehmens zerstören. „Es wird auch nicht dazu kommen“, sagte Vorstand Hermann Klein.
Neben BV haben die deutsche Prüfgesellschaft Dekra, der US-Investor Cerberus, die TÜV-Gesellschaften und der norwegische Konkurrent Det Norske Veritas Interesse an GL angemeldet. Schöndube wollte nicht sagen, ob Gespräche geführt werden. GL hat die Aktionäre für den 8. Dezember zu einer Versammlung eingeladen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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