Weltgrößter Rückversicherer will Ressourcen besser nutzen · FTD-Gespräch mit Vorstandschef Jacques Aigrain
Von Herbert Fromme und Haig Simonian, Zürich Der Rückversicherer Swiss Re sucht nach zusätzlichen Geschäftsfeldern, in denen er sein umfangreiches Know-how über Risiken nutzen kann. „Wir wollen unseren Markt vergrößern“, sagte Jacques Aigrain, Chef des weltgrößten Rückversicherers, im Gespräch mit der FTD. Als Beispiele nannte er die Übernahme eines Anteils an der indischen TTK Healthcare Services, die in der Abwicklung von Krankenversicherungsschäden aktiv ist, und den neuen Vertrag mit dem britischen Auto-Direktversicherer Admiral. Der sichert künftig einen Teil seiner Risiken über Swiss Re ab, die Münchener Rück – die Admiral mit aufbaute – bekommt weniger Geschäft.
„Ich kann mir weitere Kooperationen mit verschiedensten Anbietern vorstellen“, sagte Aigrain. Das gelte beispielsweise für Autohersteller. Wenn sie den Käufern auch eine Autoversicherung anbieten wollten, könne Swiss Re auf der Risikoseite behilflich sein. „Wir werden aber nicht plötzlich selbst in den Erstversicherungsmarkt einsteigen“, sagte Aigrain.
Swiss Re ist als Rückversicherer ein Großhändler des Risikos, seine Kunden sind Erstversicherer, die mit Endkunden Geschäfte machen. Furcht vor Protesten der Erstversicherer gegen die Ausweitung der Geschäftsfelder hat Aigrain nicht. „Wir stellen Rückversicherung für eine Vielzahl von Erstversicherern zur Verfügung, die alle miteinander heftig konkurrieren. Das ist alles nicht neu.“
Swiss Re werde kein Rückversicherungsgeschäft zeichnen, dessen Preis das Risiko nicht ausreichend widerspiegelt. „Wir wollen unseren Aktionären langfristig hohe Gewinne liefern. Das kann manchmal auch bedeuten, dass man auf Umsatz verzichtet.“
In seinem ersten Jahr an der Spitze des Weltmarktführers hatte Aigrain Rückenwind durch die günstige Schadenentwicklung. Im sturmgebeutelten 2005 erlitten die Rückversicherer Rekordschäden. 2006 musste die Branche nur mit 15 Mrd. $ versicherten Großschäden fertig werden, im Vorjahr waren es 83 Mrd. $. Die hohen Schäden des Vorjahrs schlugen sich zugleich in kräftigen Prämienerhöhungen für 2006 nieder.
Aigrain wollte über das Ergebnis 2006 aber nicht spekulieren – schließlich kann auch in den wenigen Tagen bis Jahresende ein Großschaden noch den Gewinn beeinflussen. „Im dritten und bisher im vierten Quartal hatten wir auch Glück“, sagte Aigrain. „Aber die Unsicherheiten des Wetters beeinflussen nur fünf Prozent unserer Gesamtprämie.“
Analysten erwarten, dass Aigrain einen Aktienrückkauf anstoßen wird, eine von zahlreichen Maßnahmen, mit denen er Anleger gewinnen will. Vorgänger John Coomber, ein zurückhaltender britischer Versicherungsmathematiker, steuerte Swiss Re durch die schwere Zeit nach dem 11. September 2001. Jetzt soll der frühere Investmentbanker Aigrain die Aktie populärer machen.
Aigrain wollte sich zu dem Rückkauf nicht äußern. Er betonte, dass Swiss Re sein Geschäft diszipliniert betreiben werde, sein Kapitalmanagement „sehr fokussiert“ sei und er vor Übernahmen nicht zurückschrecke, wenn sie sich rechneten. Allerdings könnten rechtliche Gründe – das Kapital liegt bei verschiedenen Risikoträgern und kann nicht einfach verschoben werden – und die für weitere Übernahmen benötigte Kriegskasse Aigrain von einem Rückkauf abhalten. 2005 hatte Swiss Re von General Electric den Rivalen GE Insurance Solutions (GEIS) für 7,4 Mrd. $ gekauft.
Swiss Re werde die Schwankungen im Ergebnis durch größere Preisdisziplin sowie die Nutzung der Finanzmärkte reduzieren, so Aigrain. Er war an der Entwicklung von Anleihen beteiligt, die Risiken an den Kapitalmarkt transferieren. Die Übernahme von GEIS habe die Geschäftsfelder und die Kultur der Swiss Re deutlich erweitert, sagte er. Allerdings müssen 2000 Mitarbeiter oder 17,5 Prozent der Gesamtbelegschaft das Unternehmen verlassen. Unerwartet gehört auch die Finanzchefin Ann Godbehere dazu.
Nicht äußern wollte sich Aigrain zu dem Gerücht, wonach Swiss Re zusammen mit Axa für die britische Scottish Widows geboten haben soll.
Zitat:
“ „Das kann manchmal auch bedeuten, dass man auf Umsatz verzichtet“ “ – Jacques Aigrainzum Preiskampf inder Branche –
www.ftd.de/swiss-re
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Neue Geschäftsfelder gesucht
Quelle: Financial Times Deutschland
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