Die Anbieter klassischer Schiffsfonds entwickeln weitere Anlagemodelle. Aktiengesellschaften und offene Fonds für institutionelle Anleger sind die Hoffnungsträger für die nahe Zukunft
Anbieter von Schiffsfonds sind unter Druck: Die Fondshäuser suchen neue Anlagemöglichkeiten und auch eine neue Anlegerklientel. Zwar sind Privatinvestoren unverändert angetan von klassischen Schiffsfonds. Aber hohe Schiffspreise und gesunkene Charterraten machen es schwierig für die Anbieter, attraktive Projekte auf den Markt zu bringen. Deshalb bieten sie immer häufiger statt ihrer klassischen geschlossenen Schiffsfonds auch Zweitmarktfonds, offene Fonds oder börsengelistete Investments an.
Deutschland hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zum weltweit führenden Platz für Schiffsfinanzierungen entwickelt.
Schiffsfonds wurden immer von allen Regierungen in diesem Land steuerlich begünstigt, zuerst in Form von Verlustzuweisungen und später in Form der europaweit gültigen, extrem niedrigen Tonnagesteuer auf Gewinne aus dem Schiffsbetrieb. Heimische Reeder kontrollieren dank des reichlich fließenden Stroms von Anlegergeld die global größte Flotte an Containerschiffen.
In den vergangenen Jahren brachten findige Fondsinitiatoren verstärkt andere Schiffstypen auf den Anlagemarkt. Deutsche Investoren finanzieren jetzt auch Tanker, Massengutschiffe oder Versorger für Ölplattformen.
Gleichzeitig etablierte sich ein Zweitmarkt, neue Angebote entstanden aus dem Aufkauf von Anteilen an unterschiedlichen Fonds. Der Initiator Maritim Invest aus Hamburg hat den Weg für die Zweitmarktfonds geebnet. Im vergangenen Jahr stieg auch das Emissionshaus Nordcapital in diesen Markt ein. Das Unternehmen bereitet mittlerweile den zweiten Fonds dieser Art vor. „Unsere Investoren profitieren von vergleichsweise hohen Auszahlungen und einer relativ kurzen Laufzeit“, sagt Geschäftsführer Hans-Jürgen Kaiser-Blum.
Auch Containerfonds, die in die Stahlboxen statt in die Schiffe investieren, sind als alternative Anlage inzwischen etabliert. Anleger und potenzielle Investoren sind allerdings durch die Nachricht verunsichert, dass geplante steuerliche Änderungen die Fonds ab 2009 unprofitabel machen.
Dirk Baldeweg, Geschäftsführer von Buss Capital, hat einen Dreh gefunden, Privatinvestoren steuerlich interessante Angebote zu unterbreiten: Der aktuelle Buss Global Container Fonds 3 erzielt steuerlich gewerbliche Einkünfte über eine deutsche GmbH mit Betriebsstätte in der Schweiz und nutzt dafür das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen beiden Ländern. „Alle unsere Global-Fonds sind in dieser oder ähnlicher Art konzipiert, sodass sie nicht von möglichen Gesetzesänderungen wie der angekündigten betroffen sind.“
Für institutionelle Investoren sind klassische geschlossene Fonds nicht attraktiv. Um auch diese Anlegerklientel für die Schifffahrt zu gewinnen, hat der Hamburger Initiator König & Cie. gemeinsam mit der HSH Nordbank im vergangenen Jahr die Aktiengesellschaft Marenave an die Börse gebracht. 17 Aktionäre haben zwischen 2 und 30 Mio.Euro angelegt. Die größten Investoren sind der Versicherer Debeka und die Deka-Bank.
Mit 150 Mio.Euro lag das Gesamtinvestment aber am unteren Ende der Erwartungen. Geschäftsführer Tobias König zeigte sich dennoch zufrieden mit der Resonanz. „Die Investoren sehen, dass es hier um eine starke Assetklasse geht, die nicht mit anderen korreliert.“ Weitere Fondshäuser stehen deshalb mit ähnlichen Produkten in den Startlöchern.
Marenave hat bereits die ersten Tanker gekauft. Die Gewinne aus deren Betrieb fließen dank der Tonnagesteuer fast steuerfrei in das Unternehmen und werden, so der Initiator, entsprechend ausgeschüttet. Die Rendite soll bei 6,5 Prozent liegen.
Konkurrent Lloyd Fonds hat einen anderen Weg gewählt. Das Unternehmen hat den ersten offenen Schiffsfonds in Luxemburg aufgelegt. LF Open Waters OP hat bislang 20 Mio.Euro eingesammelt und strebt eine Nachsteuerrendite von sieben Prozent an. Der Fonds managt seine Schiffe von Singapur aus – dort muss er keine Steuern auf Gewinne zahlen. Institutionelle Anleger können sich ab 10 000Euro beteiligen.
„Depotfähigkeit und Handelbarkeit“ seien auch für seine Anleger das entscheidende Argument, sagt Kurt Schori. Sein Fonds Swissship One, nach liechtensteinischem Recht konzipiert, wurde 2006 für Schweizer Investoren aufgelegt. Doch auch deutsche Anleger, die eine flexible Schiffsbeteiligung suchen, fragten zunehmend nach diesem Fonds. Noch liegt das Anlagevolumen im einstelligen Millionenbereich.
Schoris Unternehmen Swiss Shipcapital arbeitet seit 2004 mit den Fondshäusern Hansa Treuhand, Norddeutsche Vermögen, Conti und Fondshaus Hamburg zusammen. Das Ziel ist, schweizerischen Anlegern den Zugang zu deutschen Schiffsfonds zu ermöglichen. Und auch der neue, offene Fonds hat bislang nur in geschlossene Fonds der vier Kooperationspartner investiert.
Bild(er):
Die ölhaltigen Kerne der Sonnenblume erntet man im Herbst, wenn sie ihre Blätter verliert. Die Kerne werden zu hochwertigem Speiseöl, aber auch zu Treibstoff, Weichmacher und Tierfutter verarbeitet. Und ausgesät, um neue Sonnenblumen zu ziehen – Corbis/Envision
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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