Rückversicherer schützt sich erstmals gegen Ausfälle
Von Herbert Fromme, Köln Der weltweit viertgrößte Rückversicherer Hannover Rück hat erstmals Risiken aus Forderungen gegen andere Gesellschaften aus der eigenen Branche an den Kapitalmarkt gebracht, die sogenannten „Reinsurance Recoverables“.
Mit dem Kreditderivat reagiert das Unternehmen auf Vorbehalte von Kunden, Maklern, Anlegern sowie Analysten und Ratingagenturen. Die verglichen mit anderen Gesellschaften hohen Außenstände der Hannover Rück wirken sich negativ auf die Stellung des Unternehmens im Markt aus und belasten die Ratings. „Durch diese Transaktion hat sich die Hannover Rück gegen ein potenzielles Kreditrisiko immunisiert“, sagte Hannover-Rück-Chef Wilhelm Zeller gestern.
Insgesamt hat das mehrheitlich zur Talanx-Gruppe gehörende Unternehmen einen Forderungsbestand von 1 Mrd. Euro auf diese Weise abgesichert. Er besteht aus Ansprüchen gegen Rück- und Erstversicherer – vor allem aus Schutzdeckungen, die von der Hannover Rück selbst eingekauft wurden und zum Teil sehr langfristig wirken.
Rückversicherer haben bereits häufig Katastrophen- und andere Großrisiken an die Kapitalmärkte gebracht. Im Gegenzug für höhere Zinsen tragen Anleger das Risiko, bei einem vorher definierten Ereignis – Hurrikan, Erdbeben oder höhere Sterblichkeit wegen Epidemien – ihr Geld zu verlieren. Weltmarktführer Swiss Re schätzt die Summe der ausstehenden „Insurance-Linked Securities“ auf 27 Mrd. $. Die Hannover Rück gehörte zu den Pionieren dieser alternativen Risikofinanzierung. Jetzt weitet sie das Modell aus auf Forderungen gegen die eigene Branche.
Arrangiert wurde der Deal von der Bank Société Générale. Die für das Geschäft gegründete niederländische Zweckgesellschaft Merlin CDO gibt Anleihen über 95 Mio.Euro heraus. Die Anleger erhalten eine deutlich über dem Marktzins liegende Verzinsung.
Hannover Rück zahlt eine Prämie an Merlin. Wenn ein Rückversicherer oder Versicherer, der Hannover Rück Geld schuldet, insolvent wird oder aus anderem Grund zahlungsunfähig ist, erhält Hannover Rück von Merlin einen Teil des Verlustes.
Merlin hat vier verschiedene Risikoklassen von Papieren auf den Markt gebracht, je nach Höhe des Ausfallrisikos. Die Ratingagentur Standard & Poor’s bewertete sie mit der Bandbreite „BBB“ bis „AAA“.
Quelle: Financial Times Deutschland
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