Axa warnt vor Klagewelle

Kostengünstige Prozesse und neue Gesetze erhöhen Schadenkosten · Interview mit Axa-Manager Rignault

VON Herbert Fromme, Köln D ie Amerikanisierung der europäischen Rechtssysteme und immer neue Gesetzgebungsinitiativen führen zu einer deutlichen Mehrbelastung der Industrieversicherer durch Haftpflichtschäden. Diese hätten die Unternehmen jedoch nicht in ihren heutigen Preisen abgebildet, warnte Jean-Paul Rignault, Chef des Industrieversicherers Axa Corporate Solutions (Axa CS), im FTD-Interview. „Wir haben zum Beispiel in Frankreich ab 2008 das System der Sammelklagen, das eigentlich aus dem US-Haftpflichtrecht stammt“, sagte er. Damit können Verbraucher, Anwohner oder andere Gruppen sehr viel kostengünstiger Prozesse gegen Industrieunternehmen führen.

Die ersten Berechnungen der Axa CS ergaben, dass dies zu einem Mehraufwand von 15 bis 20 Prozent für Haftpflichtschäden führt. „Wir werden in den kommenden Jahren wegen der Änderungen im Umfeld eine spürbare Schadeninflation erleben“, sagte Rignault. Die Preise für die Industriehaftpflicht gingen dagegen zurzeit leicht zurück.

Axa bleibe deshalb sehr vorsichtig in der Zeichnungspolitik. „Wir sind zum Beispiel extrem zurückhaltend in der Versicherung von Pharmarisiken“, sagte er. In der industriellen Sachversicherung – Gebäude, Maschinen, Betriebsunterbrechung – baut Axa dagegen die Position in Deutschland kräftig aus. Dabei übernimmt der Versicherer auch Risiken, die in der Branche als schadenträchtig gelten. So ist Axa jetzt der führende Versicherer bei ThyssenKrupp. „Wir haben mit dem Kunden über Schadenverhütungsprogramme gesprochen“, sagte Rignault. Das Unternehmen habe solide Erfahrung in dem Feld, unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Kunden wie Arcelor Mittal. „Der Kunde ist unserem Rat gefolgt und hat erheblich in die Schadenverhütung investiert.“

Die Preise in der industriellen Sachversicherung gingen zwar zurück, seien aber in Deutschland und Frankreich vertretbar. „Hier kann man nicht allgemein von unverantwortlicher Zeichnungspolitik durch Versicherer sprechen“, sagte Rignault. Das sei in anderen Ländern und bestimmten Sparten anders. Für Deutschland erwartet er noch mindestens ein Jahr mit weiter fallenden Preisen. „Wir müssen hier stabilisierend wirken.“ Erhöhungen könne man wohl eine ganze Zeit nicht erwarten.

Axa CS hatte 2006 1,6 Mrd. Euro an Prämien eingenommen und 84 Mio. Euro nach Steuern verdient. „2007 werden es mehr als 1,7 Mrd. Euro und knapp 100 Mio. Euro Gewinn sein“, sagt Rignault. In Deutschland werde der Umsatz von 320 Mio. Euro auf 350 Mio. Euro steigen.

Sonderprovisionen für Makler lehnt Rignault rigoros ab. So verlangt Marsh von Versicherern 2,5 Prozent, wenn die Entlohnung des Maklers in der Hauptsache durch den Kunden per Honorar – und nicht durch den Versicherer per Provision erfolgt. „Wir brauchen die Makler, sie sind sehr wichtig. Aber sie stehen klar auf der Kundenseite. Der Einzige, der über die Entlohnung des Maklers entscheiden kann, ist der Kunde.“ Möglicherweise müssten die Makler ihr Geschäftsmodell umstellen.

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Jean-Paul Rignault führt den Industrie-Spezialversicherer Axa Corporate Solutions – modusphoto.com/Jardai

www.FTD.de/Axa

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Quelle: Financial Times Deutschland

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