Provision zählt mehr als guter Preis

Privatanleger sehen am Zweitmarkt für Fonds oft nicht, wie viel der Vermittler kassiert

Lieber mehr Provision kassieren als den besten Preis für den Anleger erzielen: Nach diesem Motto handeln einige Vermittler beim Verkauf von Anteilen an geschlossenen Fonds. Das jedenfalls kritisiert die Fondsbörse Deutschland. Tatsache ist, dass für Anleger, die Fondsanteile verkaufen, das Beraterhonorar nicht automatisch erkennbar ist.

Viele Vermittler aus dem Bereich geschlossene Fonds haben den Zweitmarkt mittlerweile als neue Einnahmequelle entdeckt. Früher verkauften sie dem Anleger nur Anteile an Immobilien- oder Schiffsfonds. Jetzt arrangieren sie auch deren Weiterverkauf auf dem Zweitmarkt und können ihn dann bei der Wiederanlage des erzielten Geldes beraten. Bei jedem Schritt fallen Provisionen an.

Die Fondsbörse Deutschland, eine Handelsplattform für geschlossene Fonds an der Hamburger Börse, sieht sich selbst als Marktführer auf dem schnell wachsenden Zweitmarkt. Ihre Provisionssätze stehen fest: 2,5 Prozent des Kaufpreises muss der Käufer zahlen, ebenso viel der Verkäufer. Wie viel davon in die Tasche des Vermittlers fließt und wie viel an die Fondsbörse, wird in den Verträgen offen ausgewiesen, sagt Vorstand Alex Gadeberg. Will ein Berater einen höheren Prozentsatz für seine Unterstützung beim Verkauf, wird das vom Erlös des Verkäufers abgezogen. Einige Vermittler verzichteten aber auch ganz auf Provision und sehen dies als Service für ihre Kunden, sagt Gadeberg.

Die Provisionszahlungen seien „absolut legitim“, meint Frank Moysich, Gesellschafter bei Maritim Invest, einem Profikäufer von Schiffsfondsanteilen, der daraus neue Zweitmarktfonds strickt. Sein Unternehmen zahle zwischen drei und fünf Prozent. Im Vergleich zu den Zahlungen, die bei Vermittlung eines Fondskaufs auf dem Erstmarkt fließen, sei dieser Satz gering. Allerdings, gibt Moysich zu, komme gerade bei Schiffsfonds durch die hohen Preise auf dem Zweitmarkt auch absolut ein ansehnlicher Betrag zusammen. Im Markt kursieren Gerüchte über Provisionszahlungen bis zu zehn Prozent durch Aufkäufer, belegt sind sie nicht.

Ausgewiesen wird die Provision in den Kaufverträgen von Maritim Invest nicht. „Aber die Investoren in diesem Bereich sind unternehmerisch geprägte Menschen, die wissen, dass der Vermittler dafür Geld bekommt“, sagt Moysich. Ob der Vermittler seine Kunden tatsächlich informiert, kann Maritim Invest aber nicht nachvollziehen.

„Ein Vermittler muss sich bewusst sein, welches Risiko er läuft, wenn er den Anleger nicht aufklärt“, sagt Gadeberg und verweist auf Gerichtsurteile zu Aufklärungspflichten. Er glaubt, dass das Streben nach Provision statt bestem Preis die Fondsbörse besonders bei Schiffsfonds Umsatz kostet. „Weil wir das Spiel nicht mitmachen, bekommen wir nicht den Marktzuwachs, den wir gerne hätten.“

Wer als Vermittler Provision vor Preis stelle, handele gegen sein eigenes Interesse, meint Maritim-Manager Moysich. Vertuschung würde die Beziehung zum Kunden gefährden. Ein hoher Erlös dagegen sichere dem Kunden Liquidität, die er wieder investieren kann.

Zitat:

„Ein Vermittler muss sichdes Risikos bewusst sein“ – Alex Gadeberg, Fondsbörse Deutschland –

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit