Münchener Rück in der Defensive

Aktionärsaktivist Cevian setzt Rückversicherer bei Investorentreffen unter Druck · Tochter Ergo zahlt 1 Mrd. Euro Dividende

Von Herbert Fromme und Andrea Felsted, London D er schwedische Großinvestor und neue Münchener-Rück-Aktionär Cevian bringt das Management des Konzerns in Erklärungsnot. Cevian-Vertreter nahmen am Donnerstag an einem Investorentreffen in London teil. Nach mehreren Gesprächen mit der Geschäftsleitung des zweitgrößten Rückversicherers der Welt suche Cevian jetzt weitere Diskussionen und schließe den Ausbau seines Anteils nicht aus, hieß es in Finanzkreisen.

Cevian hält knapp drei Prozent der Aktien des Rückversicherers, der keinen weiteren Großaktionär hat. Die Schweden gelten als aggressive Anleger, die bei mehreren nordischen Firmen für erhebliche Wertsteigerungen durch Änderungen der Geschäftspolitik sorgten – bis hin zur Zerlegung oder den Eignerwechsel. Dazu gehörten der Versicherer Skandia und der Lkw-Hersteller Volvo. Über die Pläne für die Münchener Rück hüllt sich das Unternehmen, an dem der aggressive US-Investor Carl Icahn beteiligt ist, in Schweigen, deutet aber an, dass es sich um eine „attraktive Beteiligung“ handele.

Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard sagte im Interview mit FT und FTD, Cevian habe Aktien erworben und öffentlich mitgeteilt, Ideen zu haben. „Bisher wurden uns diese Ideen nicht mitgeteilt.“ Es habe einen normalen Gedankenaustausch gegeben wie mit anderen Aktionären auch. Bisher habe es keinen Vorschlag gegeben, einen Cevian-Vertreter in den Aufsichtsrat zu wählen.

Von Bomhard gab zum ersten Mal ein Interview gemeinsam mit Torsten Oletzky, der ab Januar die Versicherungstochter Ergo führt. Während die Münchener Rück im Kerngeschäft andere Versicherer abdeckt, macht Ergo Geschäft mit Endkunden. Mehrfach hatten Analysten in den vergangenen Monaten eine Abspaltung von Ergo ins Spiel gebracht, um mehr Wert für Aktionäre zu schaffen.

„Ergo ist sehr wichtig für unsere Gruppe, es ist einer der Eckpfeiler“, sagte von Bomhard. Die meisten Aktionäre unterstützten diese Strategie. „In der Vergangenheit wurde unsere Strategie eher infrage gestellt. Das geht zurück, weil wir gute Ergebnisse liefern.“ Das Unternehmen gab gestern bekannt, dass Ergo eine Dividende von 1 Mrd.Euro an seine Aktionäre zahlen werde. Das soll durch die Aufnahme von Hybridkapital auf Ergo-Ebene finanziert werden. Die Münchener Rück hält 95 Prozent.

Von Bomhard und Oletzky setzten Ergo sehr anspruchsvolle Ziele für die kommenden fünf Jahre. Bis 2012 sollen die Prämieneinnahmen von 16 Mrd. Euro auf 23 Mrd.Euro steigen, der Gewinn 900 Mio. Euro pro Jahr betragen. Das wäre fast doppelt so viel wie 2006. Oletzky will gleichzeitig den Marktanteil steigern und die Kosten deutlich senken. Dabei handele es sich nicht um ein Programm zum Abbau von Arbeitsplätzen.

Die Gruppe, die aus den vier unabhängig agierenden Versicherungskonzernen Hamburg-Mannheimer, Victoria, DAS und DKV gebildet wurde, werde am Geschäftsmodell des Vertriebs unterschiedlicher Marken und der Zusammenfassung von Verwaltungsfunktionen festhalten. Allerdings soll die Maklerbetreuung der vier Gruppen demnächst zusammengelegt werden.

„Unser Modell ist erfolgreich“, sagte Oletzky. Das gelte vor allem für die Schaden- und Unfallversicherung, bei der Ergo bessere Zahlen als die meisten Wettbewerber vorlegen könne.

In der Lebensversicherung gehe es nicht so gut, so Oletzky. „Mit unserem Marktanteil sind wir nicht zufrieden. “ Seit 2003 hat das Unternehmen Anteile verloren. „Unsere Strategie ist nicht das Problem, es geht um die Ausführung.“ Zur Trennung von gleich drei Ergo-Vorstandsmitgliedern in zwei Monaten wollten von Bomhard und Oletzky nicht Stellung nehmen. „Wir haben das so vereinbart“, sagte von Bomhard.

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Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard (rechts) und Ergo-Vorstandsvorsitzender Torsten Oletzky in London

Quelle: Financial Times Deutschland

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