Der Anzeigenkrieg zwischen AWD und der Postbank hat einen pikanten Hintergrund: Auch die Postbank wollte AWD kaufen
Herbert Fromme Der P liebt die A, aber A erhört nicht ihn, sondern den S. A und S werden ein Paar. Enttäuscht vom Misserfolg, beginnt P, schlecht über A zu reden.
Dieses triviale Muster steckt hinter dem Anzeigenkrieg, den sich die Postbank und der Finanzvertrieb AWD gerade liefern. AWD wird vom Schweizer Lebensversicherer Swiss Life übernommen. Die Postbank veröffentlichte am vergangenen Samstag Anzeigen mit dem Slogan „Alle Wollen Dahin“ und einem Pfeil zum Postbank-Logo, mit denen sie AWD-Vertreter zum Wechsel aufforderte. AWD sei nicht mehr unabhängig, die Bank aber wohl.
AWD konterte mit einer einstweiligen Verfügung, die den Bonner Bankern zumindest die Verwendung der AWD-typischen Buchstaben für den Slogan verbietet, und eigenen Anti-Post-Anzeigen: „Wer etwas aufgeben will, geht zur Post. Wer etwas aufbauen will, zum unabhängigen AWD.“
Nach Angaben aus Finanzkreisen hatte Postbank-Chef Wolfgang Klein selbst lebhaftes Interesse an der Übernahme des Vertriebs geäußert. Es habe mehrere Verhandlungsrunden zwischen Klein und AWD-Chef Carsten Maschmeyer gegeben. Mitte November war man sich auch über den Preis einig. Swiss Life bewertet AWD mit 1,16 Mrd. Euro, die Postbank habe Ähnliches bieten wollen. Einigkeit soll geherrscht haben, dass die Vertreter der Postbank-Tochter BHW Hameln zu AWD gekommen wären.
AWD lehnte eine Stellungnahme ab. Die Postbank dementierte nicht: „Wir schauen uns alle wichtigen Übernahmegelegenheiten an“, sagte ein Sprecher. Zu Einzelengagements gebe man aber keine Auskunft. Wortkarg blieben die Sprecher auch bei der Frage, warum denn die einst vielversprechenden Gespräche gescheitert seien.
Fragt man in den Unternehmen herum, hört man zwei sehr unterschiedliche Begründungen. Im Postbank-Lager heißt es, AWD habe die Bücher nicht weit genug öffnen wollen und einer eingehenden Prüfung nicht zugestimmt. Warum durfte dann Swiss Life eine Due Diligence durchführen? Ein AWD-Manager führt einen anderen Grund an. Die Postbank habe darauf bestanden, dass die AWD-Vertreter in wichtigen Kategorien exklusiv Postbank-Angebote verkaufen, das habe Maschmeyer nicht gewollt. Auch das wäre merkwürdig, wo doch die Postbank in ihren Anzeigen die künftig fehlende Unabhängigkeit des AWD so sehr geißelt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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