Der Kauf des Konkurrenten Roth und Meier in Nürnberg sah aus wie ein Routinefall für Versicherungsmakler Ecclesia. Doch das Geschäft ging gründlich daneben
Herbert Fromme Da haben Norbert Noehrbass, Manfred Klocke und Tilman Kay schon ganz andere Übernahmen durchgezogen. Mit einer Reihe von Akquisitionen, so der des DaimlerChrysler Services Assekuranzmaklers im Jahr 2004, haben die Ecclesia-Geschäftsführer das Unternehmen zum zweitgrößten Versicherungsmakler gemacht. Das ist gerade angesichts der Eigentümerstruktur bemerkenswert: Ecclesia gehört der evangelischen Kirche und der Caritas, die der katholischen Konkurrenz nahesteht.
Der Zukauf des mittelständischen Maklers Roth und Meier in Nürnberg schien da wie Routine. Knapp 4 Mio. Euro zahlte Ecclesia Ende 2006. Aber anstatt einen erfolgreichen Regionalmakler integrieren zu können, stehen Noehrbass, Klocke und Kay nun vor einem Scherbenhaufen. Mitte 2007 verließen die Geschäftsführer Manfred Radloff und Rudolf Meier die Nürnberger Firma – und gaben am selben Tag die Gründung einer neuen Gesellschaft bekannt: Radloff, Meier und Kollegen (RMK). Mit ihnen gingen mehr als die Hälfe der Belegschaft – und, nach unbestätigten Marktgerüchten, auch mehr als die Hälfte des Geschäftes.
Noehrbass und Klocke reagierten empört und fanden alsbald einen Schuldigen in Lübeck. Der dort beheimatete Makler Martens & Prahl ist mit einem Drittel an RMK beteiligt – und sein Geschäftsmodell besteht darin, sich an kleineren Maklerfirmen zu beteiligen und eine gemeinsame Abwicklungsplattform zu betreiben. Zudem ist Martens & Prahl direkter Ecclesia-Rivale – und jetzt mit wenig Aufwand bei RMK in Nürnberg gut vertreten.
Ecclesia-Geschäftsführer Noehrbass, ohnehin kein Freund unklarer Worte, soll auf einem Treffen im Verband Deutscher Versicherungsmakler laut geworden sein, als er sich über die Lübecker Konkurrenten und den Sittenverfall in der Branche beschwerte.
Die Hanseaten dagegen wollen von einer Intrige auf Kosten von Ecclesia nichts wissen. Sie seien von den Herren in Nürnberg angesprochen worden und hätten die Hilfestellung geleistet, die sie auch in anderen Fällen gewährt hätten.
Die betroffenen Geschäftsführer in Nürnberg geben sich zerknirscht. Man habe mit Ecclesia das Geschäftsmodell und die christlichen Werte geteilt, auch Klocke und Noehrbass hätten eigentlich überzeugt. Aber dann habe es „erhebliche Differenzen“ gegeben, wie die gemeinsamen Ziele erreicht werden sollten – leider. Deshalb sei dann die Trennung erfolgt.
Viel zu sehen ist von Roth und Meier seither indes nicht. „Wir überarbeiten gerade unseren Internet-Auftritt“, heißt es auf der Webseite. Wohl nicht nur den.
Quelle: Financial Times Deutschland
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