Leben-Branche setzt verstärkt auf Schlussgewinne · Subprime zurzeit kein Thema
Von Herbert Fromme, Köln Die deutschen Lebensversicherer schreiben ihren Kunden für 2008 im Schnitt eine laufende Verzinsung von 4,38 Prozent für klassische Kapitallebensversicherungen und 4,26 Prozent für Rentenversicherungen gut. Das sind etwa 0,11 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr, ergab eine Analyse der Kölner Ratingagentur Assekurata. „Erstmals seit 1999 zieht der Markt wieder an“, sagte Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will.
Für die Branche ist die höhere Verzinsung auch aus Marketinggesichtspunkten wichtig: 2007 verlief das Neugeschäft für viele Unternehmen unbefriedigend, bei den Beitragseinnahmen erlitt die Branche erstmals einen leichten Rückgang auf 78,1 Mrd. Euro.
Die laufende Verzinsung besteht aus dem garantierten Rechnungszins, der zurzeit bei Neuverträgen 2,25 Prozent beträgt und über die Vertragsdauer gilt, sowie dem laufenden Zinsüberschuss, den jede Gesellschaft jährlich festlegt. Alle Verzinsungsangaben der Versicherer beziehen sich auf den Sparanteil der Beiträge, der etwa 80 Prozent der Zahlungen ausmacht. Der Rest fließt in Vertrieb, Verwaltung und Absicherung des Todesfallrisikos. Die laufende Verzinsung schwankt zwischen 3,5 Prozent bei den Versicherern Inter und Universa sowie 5,4 Prozent bei Europa. Marktführer Allianz schreibt 4,5 Prozent gut.
Erholt hat sich die Branche von den Erschütterungen des Börsencrashs. Neue Belastungen wegen der Kreditkrise in den USA sieht Will nicht. „Wir haben das bei den von uns bewerteten Unternehmen abgefragt, direkte Subprime-Exponierungen gibt es nach unseren Informationen nicht“, sagte er. „Wenn aber Banktitel unter die Räder kommen, können auch Versicherer unter die Räder kommen.“
Die Experten erwarten, dass Versicherer künftig mehr als bisher mit der Gesamtverzinsung werben. Dazu gehören neben den laufenden Verzinsungen die Schlusszahlungen. „Vergleiche zwischen Unternehmen anhand der Gesamtverzinsung ergeben eine völlig andere Rangfolge wie Vergleiche nach der laufenden Verzinsung“, sagte Assekurata-Analyst Jochen Specht. Solche Rangfolgen seien problematisch, weil die Schlusszahlungen nicht fest gutgeschrieben werden. Geht es dem Versicherer schlechter, kann er sie wieder kassieren.
Assekurata beziffert erstmals, wie sich die Beteiligung der Kunden an den stillen Reserven der Versicherer auswirkt. Stille Reserven bestehen aus der Differenz zwischen Marktwert und Buchwert bei Rentenpapieren oder Aktien. Laut neuem Versicherungsvertragsgesetz müssen Kunden bei Vertragsende zu 50 Prozent an den auf sie entfallenden stillen Reserven beteiligt werden. Nach den Berechnungen halten die Lebensversicherer auf ihre Kapitalanlagen von 690 Mrd. Euro rund 3,8 Prozent stille Reserven. „Davon sind 1,5 Prozent verteilungsrelevant“, sagte Will.
Quelle: Financial Times Deutschland
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