Herbert Fromme Zuerst Swiss Re, dann AIG und XL, jetzt die Allianz mit ihrer Banktochter Dresdner. Die meisten global agierenden Versicherungskonzerne mussten Einschläge aus der Subprime-Krise melden, weitere sind zu fürchten. Es wäre naiv zu glauben, dass die Assekuranzriesen mit ihren Hunderten von Milliarden an Kapitalanlagen den negativen Folgen einer solchen Marktverwerfung einfach entgehen könnten.
In keinem der bekannt gewordenen Fälle ist die Belastung bedrohlich. Die Allianz teilte gestern mit, dass sie 2007 den angepeilten Gewinn von mehr als 8 Mrd. Euro erreicht hat, obwohl sie 900 Mio. Euro auf strukturierte Finanzprodukte abschreiben musste. Sie ist nicht allein. Auch andere Versicherungskonzerne haben für 2007 trotz der aktuellen Krise Rekordgewinne angekündigt.
Die Börse reagierte enthusiastisch. Der Anstieg vor allem bei Allianz-Papieren zeigt Erleichterung bei Anlegern, dass der Schaden nicht größer ist. Die Manager der großen Versicherer sollten den Beifall nicht missverstehen – langfristig haben viele Investoren weiterhin Zweifel an ihrem Geschäftsmodell. Diese Zweifel werden neue Nahrung erhalten. Erstens ist der Preisverfall im Kerngeschäft Schaden- und Unfallversicherung jetzt für jeden deutlich spürbar. Auch Branchenprimus Allianz stagniert in dem Segment, in den Vorjahren konnte er die Gewinne immer deutlich steigern. Zweitens wird das veränderte Zinsumfeld sich deutlich negativ auf die Lebensversicherer und ihre Gewinne auswirken – für sie sind niedrigere Zinsen Gift. Drittens wird es auch bei kleinen und mittleren Versicherern zu Abschreibungsbedarf kommen, wenn die Ratingagenturen ihre Bewertung der Banken angesichts der Krise nach unten schrauben.
Seit 2003 hat die Assekuranz die Gewinne gesteigert. Das wird jetzt sehr viel schwieriger. Die Party ist vorbei. Besonders gefragt sind da Manager, die das ihren Investoren gut erklären können. Sie sind bisher Mangelware.
Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.
E-Mail fromme.herbert@ftd.de
Quelle: Financial Times Deutschland
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