Weitere Belastungen durch die Dresdner Bank gefährden Gewinnprognose des Versicherers
Von Herbert Fromme, Dresden Neue Belastungen durch die Dresdner Bank haben den Mutterkonzern Allianz zu einer indirekten Gewinnwarnung gezwungen. Der Münchner Versicherer hat seine Investoren am Dienstag in einer Stellungnahme darauf vorbereitet, dass er die selbstgesteckten Gewinnziele für 2008 und 2009 wegen der Finanzkrise möglicherweise nicht erreichen wird.
Konzernchef Michael Diekmann hatte vor zwei Jahren das Ziel verkündet, in den Jahren bis 2009 den operativen Gewinn jährlich um mindestens zehn Prozent zu steigern. Für 2007 konnte er noch einen Rekordgewinn von 8 Mrd. Euro vorlegen.
Finanzchef Helmut Perlet teilte am Dienstag mit, die Gruppe halte das „mittelfristige Ergebnisziel“ nach wie vor für erreichbar, „auch wenn dies umso schwieriger wird, je länger die Finanzkrise andauert“. Gleichzeitig teilte der Konzern mit, dass die Tochter Dresdner Bank das Ergebnis des ersten Quartals mit 900 Mio. Euro Wertberichtigungen auf strukturierte Produkte belastete.
Im Windschatten der Verlustmeldung der Deutschen Bank hat die Allianz am Dienstagmorgen überraschend Eckdaten zum ersten Quartal veröffentlicht. Die vollständigen Zahlen sollen am 9. Mai folgen. Von Januar bis März 2008 verdiente die Allianz nach Steuern 1,1 Mrd. Euro, deutlich weniger als im Vergleichszeitraum 2007 mit 3,2 Mrd. Euro. Analysten hatten mit 1,3 Mrd. Euro gerechnet. Das operative Ergebnis ging von 2,8 Mrd. Euro auf 1,9 Mrd. Euro zurück. Die Börse reagierte dennoch unaufgeregt, Allianz-Aktien verloren moderate 1,2 Prozent auf 129,22 Euro.
Die neuen Belastungen verstärken den Druck, das Problem Dresdner zu lösen. Seit der Übernahme für 23,5 Mrd. Euro im Jahr 2001 hat die Allianz wenig Freude an dem Institut. Erfolge im gemeinsamen Verkauf von Versicherungspolicen über die Bankschalter wurden zunichtegemacht durch gravierende Probleme bei der Investmentbank Dresdner Kleinwort. Im März hatte Diekmann die Aufteilung in eine Investmentbank und eine Privat- und Firmenkundenbank bekannt gegeben. Seither wird spekuliert, dass die Allianz die Investmentbank verkauft oder fusioniert.
Die Lösung der Probleme mit der Bank eilt: Im Kerngeschäftsfeld Schaden- und Unfallversicherung, die den Großteil des Gewinnes bringt, gehen die Preise seit einiger Zeit weltweit nach unten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das sich auch in den Allianz-Zahlen niederschlägt. „Sie müssen die Dresdner loswerden“, sagte Jürgen Meyer, Analyst bei SEB Asset Management gegenüber Bloomberg. „Das zeigt erneut, dass die Dresdner Bank für die Allianz das ist, was Chrysler für Daimler war.“
Die 900 Mio. Euro Belastung der Dresdner Bank durch die Kreditkrise gesellen sich zu 1,3 Mrd. Euro, die bereits 2007 anfielen. Die knappe Milliarde an erneuerter Wertberichtigung bedeutet, dass es im März zu einer deutlichen Verschlechterung für die Dresdner gekommen sein muss. Ende Februar hatte Finanzchef Perlet noch von rund 300 Mio. Euro bis 400 Mio. Euro Belastung für das erste Quartal gesprochen, wenn die Märkte unverändert blieben.
Der Gewinn ging vor allem zurück, weil die Allianz im ersten Quartal 2007 Beteiligungen an BMW, Münchener Rück und anderen verkaufte und so Gewinne von rund 2 Mrd. Euro realisierte. 2008 habe man angesichts der Börsensituation diese Realisierungen „bewusst niedrig“ gehalten, teilte die Allianz mit.
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Quelle: Financial Times Deutschland
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