Axa-Vorstand Heinz Peter Ross löst als Ideengeber ein mittleres Erdbeben in der Assekuranz aus
So mancher altgediente Manager einer privaten Krankenversicherung verstand gestern die Welt nicht mehr. Da kommt „irgend so ein Betriebswirt“ ohne große Erfahrung in der privaten Krankenversicherung daher und mischt die Branche auf. Ähnlich gestaunt hat Axa-Vorstand Heinz Peter Roß selbst. Er hat das getan, worum das Präsidium des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ihn gebeten hatte. Roß hat als Leiter einer Arbeitsgruppe mit mehreren Mitstreitern Vorschläge der Assekuranz zur Neuordnung der Sozialsysteme entwickelt. Die FTD-Veröffentlichung der Ideen dieser Arbeitsgruppe zur privaten Krankenversicherung, die auf eine Abschaffung des bisherigen zweigliedrigen Systems und die Einführung eines Grundschutzes für alle hinauslaufen, führte gestern zu heftigen Reaktionen bei Wirtschaft und Politik.
Die Granden der Versicherungswirtschaft sollten den 43-Jährigen aus Köln nicht unterschätzen. Der schlanke, jugendlich wirkende Roß repräsentiert eine neue Generation von Versicherungsmanagern, die das Geschäft anders bewerten und ungewöhnliche Ideen entwickeln.
Roß stammt aus Gelsenkirchen, er studierte Betriebswirtschaft in Bochum und Münster und arbeitete von 1989 bis 1994 als Assistent am Institut für Revisionswesen in Münster. Nach der Promotion ging Roß zur HypoVereinsbank – und machte dort eine steile Karriere. Vom Abteilungsleiter arbeitete er sich zum Chef der strukturierten Finanzprodukte hoch.
2002 holte der damalige Axa-Deutschland-Chef Claus Michael Dill den aufstrebenden Manager als Vorstand nach Köln. Schon damals war Axa Deutschland kein einfaches Unternehmen. Aber der Banker Roß fand sich beim Versicherer schnell zurecht, überlebte den Sturz Dills im Jahr 2005 und manch andere Turbulenzen bei dem zur Pariser Axa gehörenden Unternehmen. Roß punktet bei seinen Mitarbeitern nicht zuletzt durch seine Gradlinigkeit.
Seit 2004 ist er für die Lebensversicherung zuständig und auch Vorstandsmitglied der Axa Leben. Wenn Roß voller Begeisterung über die neue Generation von Lebensversicherungsverträgen doziert, spürt man, dass er von jedem Wort überzeugt ist.
„Mich reizt die Schnittstelle zwischen Banken, Fonds und Versicherungen“, sagt Roß. „Und die Beziehung zwischen diesen Branchen und der Gesellschaft sowie der Gesellschaftspolitik.“ Die Assekuranz spiele eine große Rolle bei der Lösung der Vorsorgeherausforderungen der Zukunft.
Im GDV leitet er den Ausschuss Volkswirtschaft und die Arbeitsgruppe zur künftigen Sozialpolitik. Seine Rolle in der Erarbeitung der Diskussionspapiere sieht er vor allem als Moderator. Dass sich in den brisanten Dokumenten seine eigene Position deutlich wiederfindet, ist aber wohl kein Makel, sondern eher Beweis seiner Überzeugungskraft.Herbert Fromme
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Quelle: Financial Times Deutschland
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