Herbert Fromme Die Konkurrenz in der deutschen Assekuranz gewinnt deutlich an Schärfe. In der privaten Krankenversicherung (PKV) erklären einige Gesellschaften ganz offen, dass sie die Wechselmöglichkeit von Kunden in der ersten Hälfte 2009 nutzen wollen, um der Konkurrenz Tausende Versicherte abzujagen. Wenn die Politik das Vorhaben nicht stoppt, erlebt die PKV im kommenden Jahr ein bisher unbekanntes Hauen und Stechen um die Bestände.
Ähnlich in der Autoversicherung. Das bereits 2007 ausgerufene Ende des Preiskriegs ist nicht in Sicht, stattdessen rüsten die Kombattanten mit Billigtarifen, Rabatten und neuen Online-Angeboten auf. Nichts ist geblieben von der viel beschworenen Disziplin.
Die neue Lust am aggressiven Auftritt kommt nicht von ungefähr. Der Markt wächst kaum noch. Dafür sorgen die Sättigung in Kernsparten wie Auto oder Hausrat, gekoppelt mit politischen Vorgaben in der Krankenversicherung. Wer zulegen will, muss das auf Kosten anderer tun.
Gleichzeitig sind die Kriegskassen voll. Die meisten Versicherer haben im Kerngeschäft Schaden/Unfall, also der Versicherung von Auto-, Haftpflicht- oder Unfallrisiken, in den vergangenen fünf Jahren kräftig verdient. Da sieht ein Vorstand gar nicht ein, warum er Marktanteile aufgeben soll. Stattdessen nutzt er die günstige Finanzlage, um selbst anzugreifen.
Das Ergebnis ist vorhersehbar. Nach ein, zwei Jahren sind die Preise noch weiter runtergeprügelt und die hohen Gewinne der Vorjahre verfrühstückt. Dann wird der ein oder andere kurzatmig werden, aus bestimmten Segmenten aussteigen oder Anlehnung an starke Schultern suchen. Wir Journalisten werden nach der Schlacht die Leichen zählen und die Überlebenden interviewen. Und mancher Versicherungsmanager wird, wie üblich, die Presse für die Katastrophe verantwortlich machen.
Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.
E-Mail fromme.herbert@ftd.de
Quelle: Financial Times Deutschland
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