Vorstandschef Rolf-Peter Hoenen sieht weiterem Preiskampf gelassen entgegen ·Kooperation mit Postbank läuftgut an
VON Herbert Fromme, Coburg Deutschlands zweitgrößter Autoversicherer HUK-Coburg hat den Marktanteil weiter gesteigert. Während die Zahl der Fahrzeuge insgesamt 2007 nur um 0,5 Prozent zunahm, legte der Versicherungsverein um 3,3 Prozent auf 7,74 Millionen Fahrzeuge zu. Marktführer Allianz stagnierte dagegen bei 8,9 Millionen. Ende 2008 sollen es in Coburg 7,9 Millionen sein, sagte Vorstandschef Rolf-Peter Hoenen. Das Unternehmen habe genug Substanz, um auch weitere Preissenkungen im Markt auszuhalten. „Wir müssen nicht unbedingt einen Gewinn von 584 Mio. Euromachen“, sagte er. „Wir haben bisher nur die Muskeln am linken Arm gezeigt, und wir sind Rechtshänder.“ Ein Versicherungsverein hat keine Aktionäre, benötigt aber Gewinn, um das vorgeschriebene Eigenkapital darstellen zu können.
Das 15-jährige Kooperationsabkommen vom Herbst 2007 mit der Postbank laufe erfolgreich an, beide Seiten hätten mehr als 10 000 Verträge der anderen Seite abgesetzt. Die HUK-Vertriebe bieten Konten und Kredite an, die Postbank verkauft Auto- und andere Versicherungen für HUK-Coburg, aber keine Lebenspolicen – da ist Talanx der Partner. Sollte es zum Verkauf der Postbank an eine Adresse kommen, die andere Pläne für die Versicherungskooperation hat, „werden wir uns an einen Tisch setzen und reden“. Für welchen Preis sich HUK-Coburg aus dem Vertrag kaufen lassen würde, wollte Hoenen nicht sagen.
Besonders erfolgreich ist der Internetvertrieb. Die Tochter HUK24 hatte Ende 2007 690 000 Fahrzeuge im Bestand, heute bereits mehr als 800 000.
Als Teil der Wettbewerbsanstrengungen hat HUK-Coburg begonnen, die 1200 Partnerwerkstätten bei der Beschaffung von Originalersatzteilen zu unterstützen. „Wir bündeln unsere Einkaufsmacht und können dadurch bessere Konditionen für die Werkstätten durchsetzen“, sagte Hoenen. Die HUK-Coburg bietet einen Sondertarif in der Kaskoversicherung mit 20 Prozent Preisnachlass. Im Gegenzug muss der Kunde zustimmen, Schäden in einer der Vertragswerkstätten des Versicherers reparieren zu lassen, die in der Mehrzahl herstellerunabhängig sind. Jeder zweite Kasko-Neukunde wähle diese Variante, sagte Hoenen. Inzwischen hat sich die Hannoveraner VHV-Gruppe dem System angeschlossen. „Mit weiteren Versicherern verhandeln wir gerade.“ Das Schadenmanagement hat zentrale Bedeutung im scharfen Konkurrenzkampf in der Autoversicherung.
Das Unternehmen, das aus einer Selbsthilfeorganisation von Lehrern und Pfarrern hervorgegangen ist, feierte gestern 75-jähriges Jubiläum. Der Preiskrieg in der Autoversicherung hinterließ Spuren bei Umsatz und Gewinn. Die Prämieneinnahmen in dieser Sparte fielen um 1,9 Prozent auf 2,27 Mrd. Euro. Für den Gesamtkonzern meldete Hoenen einen Anstieg um 0,3 Prozent auf 4,75 Mrd. Euro. Der Gewinn sank vor Steuern um 4,6 Prozent auf 584 Mio. Euro, nach Steuern um 18,3 Prozent auf 334 Mio. Euro. Das sei immer noch das „drittbeste Ergebnis in der Konzerngeschichte“.
Quelle: Financial Times Deutschland
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