Rückversicherer wartet mit neuen Abschreibungen auf · Konzern opfert Prämienfür mehr Marge
Von Patrick Hagen, Köln,
und Haig Simonian, Zürich
Der Rückversicherer Swiss Re hat auch im zweiten Quartal 2008 die Auswirkungen der Kreditkrise zu spüren bekommen. In den ersten sechs Monaten des Jahres schrumpfte der Gewinn um mehr als die Hälfte von 2,5 Mrd. Franken auf 1,2 Mrd. Franken. Der von der Kreditkrise schwer getroffene Rückversicherer musste im zweiten Quartal erneut 362 Mio. Franken aus Credit Default Swaps abschreiben, mit denen er Kunden gegen den Ausfall von Anleihen versichert hatte.
Insgesamt addieren sich die seit November 2007 gemeldeten Wertberichtigungen auf strukturierte Papiere auf 2,7 Mrd. Franken. Für Juli rechnet das Unternehmen mit weiteren Abschreibungen in Höhe von 163 Mio. Franken.
Rückversicherer wie Swiss Re oder Münchener Rück übernehmen Risiken von Erstversicherern, die wiederum Verbraucher und Unternehmen versichern. Swiss Re leidet stärker als der Rivale aus München an der Krise auf dem US-Hypothekenmarkt. Neben den direkten Folgen wirken sich die Verwerfungen an den Kapitalmärkten auf die gesamte Branche aus, da die Aktienanlagen der Versicherer stark an Wert eingebüßt haben. Erschwerend kommen sinkende Preise in der Rückversicherung hinzu.
Swiss Re sieht sich aber auch als Profiteur der Finanzkrise. Gleichzeitig mit den Quartalszahlen verkündete der Konzern die Übernahme des Lebensversicherungsbestands der unter Druck geratenen britischen Bank Barclays. Für 753 Mio. £ kaufte der Rückversicherer760 000 Policen und wickelt sie ab. Swiss Re betreibt seit Langem unter dem Namen Admin Re das Geschäft mit Versicherungsaltbeständen für Unternehmen, die ihre Bestände abgeben wollen. „Das schwierige Marktumfeld eröffnet auch Möglichkeiten, von denen Swiss Re profitieren wird“, sagte Vorstandschef Jacques Aigrain. Das Barclays-Portfolio sei das bisher größte Geschäft dieser Art, sagte er.
Die Aktie von Swiss Re verteuerte sich gestern um 1,25 Prozent auf 66,65 Franken. Positiv wirkten sich das Geschäft mit Barclays und die Ankündigung aus, dass Swiss Re das Aktienrückkaufprogramm fortsetzt und bis 2010 Anteile für 7,75 Mrd. Franken erwerben will.
Die Prämieneinnahmen sanken im ersten Halbjahr kräftig von 16 Mrd. Franken auf 12,6 Mrd. Franken. In der Schaden-/Unfallversicherung war der Rückgang besonders stark – die Prämien fielen von 9,7 Mrd. Franken auf 7,1 Mrd. Franken. Das liege an Währungseffekten und vor allem daran, dass Swiss Re bei den Vertragserneuerungen Volumen aufgegeben habe, sagte Aigrain. „Wir sollten keine Angst davor haben, Volumen zu verlieren, wenn es uns erlaubt, die Margen zu verbessern, das haben wir getan.“
Die Schäden aus Naturkatastrophen seien im ersten Halbjahr niedriger ausgefallen als erwartet, sagte Finanzchef George Quinn. Mit geschätzten 92 Mio. Franken muss Swiss Re am meisten für den Schneesturm zahlen, der China im Januar heimsuchte. An zweiter Stelle stehe das Erdbeben in der chinesischen Provinz Sichuan im Mai mit 54 Mio. Franken. „Das zeigt, wie groß das Chinageschäft mittlerweile ist“, sagte Quinn. Dazu kamen Schäden aus Überflutungen in Australien und dem Wintersturm „Emma“ in Europa.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo