Versicherungskonzerne fahren AWD und Swiss Life in die Parade · Sie wollen sodie Unabhängigkeit des Vertriebs sichern
Von Herbert Fromme, Köln
Die Versicherer Allianz und Axa sowie der Bank- und Versicherungskonzern HBOS in Edinburgh kommen MLP zu Hilfe. Der Wieslocher Finanzvertrieb gab am Donnerstag überraschend eine Kapitalerhöhung von zehn Prozent unter Ausschluss des Bezugsrechts der Altaktionäre bekannt. Durch sie beteiligen sich Allianz und Axa mit jeweils 4,6 Prozent an MLP, HBOS mit 0,8 Prozent. Sie zahlen 124 Mio. Euro für 9,8 Millionen Aktien oder 12,63 Euro je Papier. Die Aktie schloss gestern 1,6 Prozent fester bei 13,35 Euro. Die Investmentbank Goldman Sachs hat MLP bei der Transaktion beraten.
Mit dem Einstieg stellen sich die beiden größten europäischen Versicherer und ein führender britischer Anbieter demonstrativ gegen die Fusionspläne des Finanzvertriebs AWD, seines Chefs Carsten Maschmeyer und des AWD-Mehrheitseigners Swiss Life. Sie wollen so die Unabhängigkeit ihres Vertriebskanals MLP sichern.
Maschmeyer hatte in der vergangenen Woche 27 Prozent an MLP mit eigenen Mitteln aus verschiedenen Quellen erworben und an den AWD-Mehrheitsaktionär Swiss Life weitergegeben. Er wolle aus der Zusammenführung der beiden Unternehmen „mithilfe der Brücke Swiss Life“ den „größten Finanzvertrieb der Welt“ schaffen, so Maschmeyer.
Diese Absicht haben die drei Unternehmen jetzt zumindest vorläufig durchkreuzt. „Mit dem, was heute passiert ist, ist eine feindliche Übernahme faktisch ausgeschlossen“, sagte ein MLP-Sprecher. Zusammen mit den 32 Prozent, die Gründer und Aufsichtsratschef Manfred Lautenschläger hält, seien jetzt mehr als 40 Prozent in den Händen befreundeter Aktionäre. Außerdem sinkt der Anteil von Swiss Life dadurch unter die Sperrminorität von 25 Prozent. Fraglich ist aber, ob sich die Schweizer jetzt noch an ihre Zusage halten, ohne Zustimmung von MLP keine weiteren Aktien zu kaufen. Swiss Life gab sich gelassen. „Für uns ändert sich nichts“, so ein Sprecher. Man habe eine starke Stellung bei unabhängigen Finanzberatern.
Die Allianz-Konzerntochter Allianz Leben strebt einschließlich kleinerer bestehender Bestände und weiterer Zukäufe einen Anteil von rund sieben Prozent an MLP an. Die langfristige Unabhängigkeit von MLP liege im Interesse des Markts. Ein Axa-Sprecher sagte, MLP sei ein wichtiger Vertriebspartner, die Beziehung werde gestärkt. Axa hatte in der Vergangenheit Interesse an einer Übernahme von MLP, konnte Großaktionär Lautenschläger aber nicht überzeugen.
Axa hat mit Maschmeyer noch eine Rechnung offen: AWD übernahm im Mai überraschend die Mehrheit des Bremer Vertriebs Proventus, an dem Axa knapp die Hälfte hielt. Er war für Axa ein wichtiger Absatzkanal.
HBOS erklärte, mit der Beteiligung an MLP demonstriere die Gruppe ihre Unterstützung für die weitere Unabhängigkeit von MLP. HBOS hatte 2005 die damalige MLP Leben gekauft und in Heidelberger Leben umbenannt. Der kleine Versicherer hängt von MLP als wichtigstem Vertriebsweg ab.
AWD versuchte, dem Coup eine positive Wendung zu geben. „Hier waren Carsten Maschmeyer und Swiss Life schneller als Allianz und Axa, die nur kopieren“, sagte ein Sprecher. „Ihr Schritt ist in unserem Sinn, und zeigt, wie logisch der Schritt von Maschmeyer und Swiss Life war.“
Versicherungskreise erwarten keine dauerhafte Fehde wegen MLP: „Axa verkauft auch über AWD, die Allianz ist ebenso vertreten. Die können die Hannoveraner nicht verprellen.“ Es seien sogar Absprachen denkbar. So könnte Axa gar die Wahl eines Swiss-Life-Repräsentanten in den MLP-Aufsichtsrat unterstützen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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