Paul Achleitner
Von Herbert Fromme, Köln
Der kleine, drahtige Manager im eleganten Anzug lächelt sehr charmant. „So, und jetzt nehmen wir uns die Sparkassen vor“, sagt Allianz-Vorstand Paul Achleitner 2001 im kleinen Kreis, kurz nach Bekanntgabe der Übernahme der Dresdner Bank. Für ihn war der Kauf der Bank nur ein Zwischenschritt. Sein Ziel: den staatlich kontrollierten Sektor aus Landesbanken, Sparkassen und öffentlichen Versicherern aufbrechen.
Der Österreicher Achleitner denkt langfristig und strategisch – und ist vor Misserfolgen nicht gefeit. Der Kauf der Dresdner Bank gehört dazu. Genau jetzt, da die Landesbanken den ganzen öffentlich-rechtlichen Sektor schwächeln lassen und sich Einstiegsmöglichkeiten für Private ergeben könnten, muss die Allianz ihre Bank verkaufen. Auch bei der Wahl des Käufers soll er seine Vorstellungen nicht durchgesetzt haben. Achleitner habe lieber an die China Development Bank als an die Commerzbank abgeben wollen, hieß es aus dem Unternehmen.
Er selbst schweigt und folgt der vom Vorstand beschlossenen Linie. Der Manager, der in St. Gallen promoviert hat und drei Jahre in Harvard war, zählt Verschwiegenheit und Loyalität zu seinen wichtigsten Grundsätzen. 1984 begann Achleitner als Berater bei Bain in Boston, wechselte 1988 zu Goldman Sachs und wurde 1994 Deutschlandchef der Investmentbank. Zahllose Deals hat er begleitet, etwa die Daimler-Chrysler-Fusion.
1999 geht er zur Allianz. Nicht alles läuft rund, die von der Allianz 2000 betriebene Fusion von Deutscher und Dresdner Bank scheitert, kurz darauf die von Commerzbank und Dresdner. Achleitner organisiert dann den Kauf der Bank.In den folgenden Jahren löst er den Versicherer elegant aus seinem Industrieportfolio und der Überkreuzbeteiligung mit der Münchener Rück. Auch der Umbau zur europäischen Aktiengesellschaft ist sein Werk.
Achleitner wird im September 52. Schwer vorstellbar, dass die Allianz die letzte Station seiner Karriere ist.
Quelle: Financial Times Deutschland
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