Versicherer schichtet in zwölf Monaten 8 Mrd. Euro um · Vertrauen inPfandbriefe · FTD-Interview mit Anlagechef Gruber
Von Herbert Fromme, Stuttgart
Die Allianz-Lebensversicherung hat in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 8 Mrd.Euro ihres Aktienportefeuilles verkauft oder abgesichert. Gleichzeitig ist sie verstärkt in Unternehmensanleihen und andere Kreditanlagen eingestiegen. Das Ergebnis sei eine „völlig unproblematische Risikosituation“ bei den Kapitalanlagen, sagte Anlagechef Andreas Gruber im FTD-Interview.
Keinerlei Sorgen macht er sich trotz der Probleme der Hypo Real Estate (HRE) um Pfandbriefe. „Wir haben auch Pfandbriefe bei der HRE“, sagte Gruber, der jeden Tag rund 100 Mio. Euro neu anlegen muss. „Wir bewerten das System Pfandbrief als sehr sicher.“ Er erwarte nicht im Entferntesten, dass es im Pfandbriefmarkt in Deutschland zu Ausfällen kommen könne. „Einerseits hat man die Sicherheiten, die an und für sich ausreichend sind, es gibt ja sogar gewisse Überdeckungen, und andererseits hat das Instrument Pfandbrief in der Zwischenzeit einen so hohen Wert für die Emittenten, dass es einfach schützenswert ist.“
Die Allianz Leben hat Kapitalanlagen von rund 135 Mrd.Euro; Gruber verantwortet zudem die Anlagen der Allianz Private Kranken mit 15 Mrd.Euro. Mitte 2007 sei man zu dem Schluss gekommen, dass die Aktienmärkte nicht genug Mehrwert für die Kunden brächten. Damals hielt das Unternehmen rund 23 Prozent der Kapitalanlagen in Aktien. Ab 2007 trennte Gruber sich „zu sehr guten Kursen, in der Nähe der Hochs“ von Aktien im Wert von 5 Mrd. Euro, 2008 kamen rund 3 Mrd. Euro hinzu. „Heute liegen wir zwischen 10 Prozent und 15 Prozent“, sagte er.
„In der Summe haben wir mit den Aktienverkäufen Gewinne realisiert.“ Heute gebe es zwar in Teilen der noch vorhandenen Aktienbestände Abschreibungsbedarf, insgesamt beinhalte das Portfolio aber einen klaren Gewinn. „Damit gleichen wir die stillen Lasten auf festverzinsliche Wertpapiere aus“, so Gruber. „Wir haben über die gesamten Kapitalanlagen eine positive Reservequote, netto gerechnet, auch wenn unsere Reserven etwas abgenommen haben.“
Damit unterscheidet sich der Marktführer in der deutschen Lebensversicherung sehr deutlich von den meisten Rivalen. Die Mehrzahl der deutschen Versicherer hat wegen der Zinsentwicklung zurzeit stille Lasten, das heißt, der heutige Zeitwert der Kapitalanlagen ist geringer als der Buchwert. Da die Versicherer ihre festverzinslichen Papiere meistens sehr lange halten, ist das kein grundlegendes Problem. Es führt aber dazu, dass Unternehmen mit stillen Lasten in der ab Ende 2008 obligatorischen Standmitteilung über stille Reserven an die Kunden sehr schlecht aussehen.
Eine wichtige Alternative zu den Aktien ist für die Allianz das sogenannte Kredit-Portefeuille, in dem komplexere Finanzprodukte und etwa Anleihen aus Schwellenländern gebündelt sind. „Darunter verstehen wir Unternehmensanleihen, Asset-Backed Securities, Anleihen aus den Emerging Markets und Sonstiges.“ Mitte 2007 habe die Quote der Anlagen hier „im deutlich einstelligen Bereich“ gelegen, ab März 2008 habe die Allianz Leben den Bestand ausgebaut. „Heute sind wir zweistellig.“ Genauer wollte Gruber nicht werden.
Bei den Investitionen verlasse sich die Allianz nicht auf Ratingagenturen. „Wir haben 50 verschiedene Portefeuilles, und das Management schaut sich jede Anlage sehr genau an.“ Rund 40 werden von der Schwester Allianz Global Investors und anderen Allianz-Gesellschaften verwaltet, zehn von externen Firmen.
Gruber wollte sich nicht festlegen, ob die Allianz Leben schon bald wieder in größerem Umfang in Aktien einsteigt. „Das hängt davon ab, ob wir in einem normalen Konjunkturzyklus sind. Dann dürfte das Einstiegsniveau nicht mehr fern sein. Oder ob wir eine verschärfte Situation haben. Das hängt vor allem von der Situation der Banken ab.“ Er sehe die Lage tendenziell eher positiv. „Ich glaube, dass die Stützungsmaßnahmen, die in vielen Ländern eingeleitet werden, erfolgreich sein werden.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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