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Herbert Fromme
Der angeschlagene US-Versicherungsriese American International Group (AIG) will heute Zahlen für das dritte Quartal vorlegen – und vielleicht Änderungen im Rettungspaket. Denn was das Unternehmen bisher erhielt, reicht nicht. Mitte September lieh die Notenbank Fed dem Versicherer, der sich mit der Absicherung von Kreditderivaten gigantisch verspekuliert hatte, 85 Mrd. Euro. Im Gegenzug setzte die Regierung den Zugriff auf 80 Prozent der Anteile sowie Zinsen von 8,5 Prozent über dem Standardzinssatz durch. Das sollte AIG zum Verkauf von Unternehmensteilen zwingen, um so das Darlehen zurückzuzahlen. Das ist inzwischen Makulatur.
AIG nimmt heute mehr als 140 Mrd. $ Staatshilfe in Anspruch. Selbst wenn der Versicherer alle auf den Markt gebrachten Tochterunternehmen verkaufen könnte, wäre er damit den Schuldenberg nicht los. Zudem haben die meisten potenziellen Käufer inzwischen eigene Probleme.
Deshalb ergibt der neue Plan, das Darlehen jedenfalls zum Teil direkt in Aktien umzuwandeln, Sinn: Unter den bisherigen Bedingungen, die zu Zinszahlungen von 1 Mrd. $ pro Monat führen, ist AIG trotz Staatshilfe in einem halben Jahr pleite. Viel Zeit haben Regierung und AIG nicht. In diesen Wochen laufen die Verhandlungen über die Verträge für 2009 in der Industrieversicherung , dem Kern der AIG-Aktivitäten, aus. Wenn AIG kein plausibles Überlebensszenario vorlegen kann, werden die Kunden den Weltmarktführer in Scharen verlassen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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