Brisanter Risikobericht für das Weltwirtschaftsforum
Von Herbert Fromme, Köln
Die gegenwärtige Finanzkrise wird wahrscheinlich zu „schlecht geplanten und umgesetzten“ neuen Aufsichtsregeln für die Finanzmärkte führen. Das befürchten die Autoren des globalen Risikoberichts, der jährlich für das Weltwirtschaftsforum in Davos verfasst und für seine oft unbequemen Aussagen bekannt ist. Der gestern veröffentlichte Bericht stammt von Experten der Versicherer Swiss Re und Zurich, der Bank Citigroup, des Versicherungsmaklers Marsh und des Wharton School Risk Centers.
„Ein extremes – aber plausibles – Szenario ist eine regulatorische Überreaktion auf die jüngste Krise, die Transaktions- und Compliance-Kosten in die Höhe treibt und sich schließlich angesichts der nächsten Krise als ineffektiv herausstellt“, heißt es in der Studie.
Allerdings gebe es durchaus Lücken in der Aufsicht über die Finanzmärkte. „Es kann keinen Zweifel daran geben, dass die globale Aufsicht und die Institutionen, die dafür Regeln setzen und die Aufsicht ausführen, gestärkt werden müssen.“ Das sei aber leichter gesagt als getan, weil unter anderem die unterschiedlichen Rechtssysteme dafür sorgten, dass Aufsicht vor allem eine nationale Angelegenheit bleibe. Deshalb brauche man auf globaler Ebene vor allem weit gefasste Grundsätze für die Kooperation der Aufsichtsbehörden.
Die Autoren sehen vier kurzfristige Hauptrisiken für die Weltwirtschaft: die weitere Verschlechterung der Staatsfinanzen durch Hilfsprogramme, eine erhebliche Abkühlung des Wachstums in China, den fortdauernden Verfall der Aktienmärkte und die Deflation. Für China sehen die Experten das hohe Risiko einer „harten Landung“ der Konjunktur. Dies würde erhebliche Belastungen für das Weltfinanzsystem mit sich bringen.
Die Aktienmärkte sind weltweit weiter unter Druck, obwohl sie bereits 2008 um rund 40 Prozent nachgegeben haben. „Die Spirale von fallenden Werten, Abschreibungen und dem entsprechenden Druck auf die Kapitalsituation von Finanzinstitutionen ist ungebrochen.“ Die Sorge vor der Deflation dürfe nicht das langfristige Inflationsrisiko verdrängen, das durch Hilfsprogramme und wachsende Staatsschulden ausgelöst werde. „In der Wirtschaftsgeschichte gibt es viele Beispiele dafür, wie Regierungen die Schuldenlast durch Inflation reduzierten.“
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo