Versicherer entgeht weiterer Milliardenbelastung
Von Herbert Fromme, Köln
Die Ratingagenturen Standard & Poor’s und Moody’s haben dem angeschlagenen Versicherer American International Group (AIG) zugesagt, die Bonitätseinstufung unverändert zu lassen. Unternehmenskreise bestätigten einen Bericht des „Wall Street Journal“, wonach es vertrauliche Gespräche zwischen dem größten US-Assekuranzkonzern und den Agenturen gegeben habe. Nur mit einem unveränderten Rating kann AIG auf zusätzliche Hilfe des Staates hoffen. Nach einem Verlust von 60 Mrd. $ im vierten Quartal hatte die US-Regierung ein drittes Rettungspaket für den Konzern zugesagt.
AIG hat in seinen Verträgen zur Absicherung von Kreditderivaten eine verhängnisvolle Klausel: Verschlechtert sich das Rating, muss AIG den Banken, die es gegen Kreditausfälle versichert hat, Barsicherheiten in Milliardenhöhe stellen. Wenn das Rating nur um eine Stufe gesenkt wird, würden bei AIG mindestens 7 Mrd. $ abfließen.
Das starke Engagement bei Kreditderivaten hat das Unternehmen im vergangenen Sommer in die Krise gestoßen. Die Gruppe kollabierte, nachdem S&P die Bonität des Konzerns im September 2008 herabgestuft hatte. Seitdem hat die Regierung AIG mit 150 Mrd. $ aufgefangen.
Die Regierung werde mit weiteren 30 Mrd. $ helfen, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Dafür könne Washington Teile des Konzerns kontrollieren. Dazu gehörten die Lebensversicherungstöchter AIA und Alico. In Finanzkreisen hieß es dagegen, die zusätzliche Hilfe müsse nicht in bar fließen. Es könnten auch Teile des 150-Mrd.-$-Pakets anders verwendet werden. Auch die hohe Zinsbelastung für AIG könnte gesenkt werden.
Der AIG-Verwaltungsrat kam am Sonntag zusammen, um das neue Rettungspaket zu verabschieden. Einzelheiten des Planes und des Ergebnisses für das vierte Quartal 2008 will der von der Regierung eingesetzte Konzernchef Edward Liddy heute bekannt geben. Eigentlich wollte AIG durch den Verkauf intakter Unternehmensbereiche einen Teil der Regierungshilfe zurückzahlen. Bislang war der Erfolg dieser Verkaufsaktion mäßig, weil angesichts der Krise große Finanzkonzerne kaum noch an Übernahmen interessiert sind.
Quelle: Financial Times Deutschland
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