Swiss Life versöhnt sich mit MLP

Neuer Großaktionär Talanx nimmt Lebensversicherer Beteiligung anFinanzvertrieb teilweise ab · Heftiger Gewinnrückgang

Von Herbert Fromme, Köln

Der größte Schweizer Lebensversicherer Swiss Life und die Talanx-Gruppe in Hannover haben eine strategische Zusammenarbeit vereinbart. Die beiden Seiten wollen im Vertrieb, bei der Entwicklung ausgewählter Finanzprodukte, der gegenseitigen Verwendung von Publikumsfonds und der Rückversicherung kooperieren. Talanx hält die Mehrheit an dem weltweit viertgrößten Rückversicherer Hannover Rück.

„Talanx ist eine sehr potente und weit verzweigte Organisation, die auch im Sachversicherungsgeschäft und anderen Sparten aktiv ist, wo wir als fokussierter Lebensversicherer nicht oder noch nicht tätig sind“, sagte Swiss-Life-Verwaltungsratschef Rolf Dörig. „Wir haben einen starken Kernaktionär, der unsere Firma weiter absichert.“

Der Hannoveraner Versicherer wird bis zu 9,9 Prozent an Swiss Life kaufen. Heute hält er bereits 2,9 Prozent, weitere 3,3 Prozent kommen aus dem Bestand, den Swiss Life an eigenen Aktien hält. Den Rest kauft Talanx am Markt.

Außerdem gibt Swiss Life 8,4 Prozent der MLP-Aktien an den neuen Partner weiter. „MLP war nicht der Anlass“, sagte Dörig. Swiss Life habe schon 2008 mit Talanx gesprochen. Allerdings sei es positiv, dass auf diesem Wege auch die Situation bei MLP geklärt werde. Swiss Life hält jetzt noch 15,9 Prozent an dem Wieslocher Vertrieb, will den Anteil aber auf unter zehn Prozent reduzieren. Dann will MLP auch wieder Swiss-Life-Angebote vertreiben.

MLP begrüßte den Einstieg von Talanx. Das Unternehmen hatte sich scharf gegen die versuchte Übernahme durch Swiss Life gewehrt, die Carsten Maschmeyer eingefädelt hatte, Gründer und Chef des Konkurrenten AWD. Maschmeyer wollte auf diese Weise eine Fusion von AWD und MLP erreichen und den „größten Finanzdienstleister der Welt“ errichten.

Gestern stellte sich Maschmeyer der Presse als künftiges Verwaltungsratsmitglied von Swiss Life vor. Er hatte seine Anteile an AWD an die Schweizer verkauft und inzwischen acht Prozent an Swiss Life erworben. Aus dem AWD-Vorstand scheidet er aus.

Maschmeyer sagte, er halte an dem Ziel des weltgrößten Finanzdienstleisters fest. Der beste Weg dahin sei, als AWD schnell zu wachsen. „Vielleicht kommen noch Branchenkonsolidierungseffekte hinzu“, sagte er. Maschmeyer betonte, dass er neben seiner Arbeit im Verwaltungsrat bei Swiss Life AWD auch weiterhin im Vertrieb unterstützen werde.

Swiss-Life-Chef Bruno Pfister zeigte sich enttäuscht vom 2008er-Ergebnis der Schweizer – nach den bereits vorab gemeldeten Zahlen ging der Gewinn um 75 Prozent auf 345 Mio. Franken zurück. „Das entspricht in keiner Art und Weise unseren Vorstellungen und Zielsetzungen“, sagte Pfister.

Die Krise der Finanzmärkte habe allein in der Lebensversicherung in der Schweiz zu einem Verlust von 748 Mio. Franken geführt – verglichen mit einem Gewinn von 650 Mio. Franken 2007. Die Gewinne in den Auslandsmärkten Frankreich und Deutschland gingen zurück, die Münchner Niederlassung verdiente nur 29 Mio. Franken, verglichen mit 65 Mio. Franken im Vorjahr – wobei der Umsatz von 2,2 Mrd. Franken auf 2,0 Mrd. Franken fiel. Konzernweit gingen die Einnahmen aus Prämien, Gebühren und Kundeneinlagen von 21,2 Mrd. Franken auf 18,5 Mrd. Franken zurück.

Quelle: Financial Times Deutschland

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