Stillgelegte Schiffe senken Risiken · Prämiensätze stabilisiert ·FTD-Interview
Von Herbert Fromme, Bremen
Die Transportversicherer erwarten als Folge der Krise eher eine Entspannung als eine Zunahme bei den Schäden großer Schiffe. „Die Schiffe sind weniger unter Termindruck und fahren vorsichtiger“, sagte Hans-Christoph Enge, einer der drei Geschäftsführer und Eigner des Bremer Spezialanbieters Lampe & Schwartze. „Heute bekommen die Reeder auch wieder Qualitätsbesatzungen, das war lange ein Problem, und es gibt Werftkapazitäten für Reparaturen und Ersatzteile.“
Negativ für die Transportbranche sei der scharfe Rückgang der Einnahmen pro Schiff. „Natürlich ist es da vorstellbar, dass für manchen Reeder ein Totalverlust lukrativer sein könnte als ein fahrendes Schiff.“ Bislang gebe es solche Fälle aber nicht. Gerade bei Schiffen, die eine Charter haben, also vermietet sind, sorgten die Eigner dafür, dass jedes Risiko einer Betriebsunterbrechung vermieden werde. „Die größte Sorge der Reeder ist, nicht aus der Charter zu fliegen.“
Die zunehmende Zahl von beschäftigungslos aufgelegten Schiffe mache den Versicherern kurzfristig wenig Sorgen. „Da gibt es viel weniger Chancen für Schäden.“ Probleme werde es dann geben, wenn die eingemotteten Pötte nach der Krise wieder in Fahrt gebracht werden. „Da kann es zu Schwierigkeiten mit den Motoren kommen, davor warnen die Hersteller“, so Enge.
Aktuell treffen fallende Schiffswerte die Branche. „Wir hatten Massengutfrachter, die vor sechs Monaten mit 190 Mio. $ versichert waren und jetzt noch mit knapp 80 Mio. $“, sagte Enge. Das führe zu einem Prämienrückgang. Beim zweiten Standbein, der Versicherung des Transports von Maschinen und Rohstoffen wie Kaffee, Baumwolle und Pflanzenölen, seien noch keine Umsatzeinbrüche festzustellen. Insgesamt hätten sich die Prämiensätze stabilisiert.
Lampe & Schwartze gehört zu den größten Anbietern von Transportversicherungen – in der seltenen Form eines Assekuradeurs. Für einen Pool von 30 Versicherern aus dem In- und Ausland bewertet die Firma Risiken, legt Prämien fest und wickelt Schäden ab, trägt aber selbst kein Versicherungsrisiko.
Das Assekuradeurmodell ist bei einigen Gesellschaften umstritten, weil der Versicherer hier den Zeichnungsstift aus der Hand gibt – auf seine Rechnung arbeitet der Assekuradeur. „Aber wir tragen auch ein Risiko, denn wir erhalten den größten Teil unseres Geldes als Gewinnbeteiligung“, sagte Enge. So habe 2004 der Schaden des in der Werft gesunkenen Kreuzfahrtschiffs „Pride of America“ die Versicherer 175 Mio. Euro gekostet, aber auch Lampe & Schwartze mehr als 500 000 Euro an Gewinnbeteiligung.
Die Firma ist außerdem als Vermittler und Managementunternehmen für einzelne Gesellschaften tätig, ein Schwerpunkt sind Windkraftanlagen. Sie nennt keine Zahlen. Enge dementiert aber Marktschätzungen nicht, nach denen Lampe & Schwartze mit 140 Mitarbeitern mehr als 100 Mio. Euro Umsatz erzielt, davon 60 Mio. Euro als Assekuradeur.Euro
Quelle: Financial Times Deutschland
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