Überspannungsschäden bei Gewittern lassen sich mit Zusatzpolicen abdecken ·Höhe der Prämie ist von Region zu Region unterschiedlich
Den ewigen Streit um dem Abwasch hatte Heiner H. schon lange satt. Zum Hochzeitstag schenkte er seiner Frau eine neue Geschirrspülmaschine – mit gebürsteter Edelstahlverkleidung, sparsam im Energieverbrauch und beinahe lautlos während des Waschgangs. Das Gerät kostete 1500 Euro. Wenige Tage nach dem Kauf schlug der Blitz in einen Hochspannungsmast wenige Kilometer entfernt ein und setzte die Maschine außer Gefecht – Überspannungsschaden. „Das übernimmt doch die Hausratversicherung“, dachte sich Heiner H. Der Versicherer aber zahlte nicht. Man leiste nur dann, wenn das versicherte Gerät direkt getroffen werde. Im Klartext: wenn die Spülmaschine im Garten steht und der Blitz sie dort trifft. Das Gleiche gilt auch für teure Hi-Fi-Geräte.
Für Überspannungsschäden können Kunden bei den meisten Versicherern eine Zusatzpolice kaufen. Die kostet etwas mehr als eine normale Hausratpolice, und der Versicherer kommt für Schäden auch dann auf, wenn elektrische Geräte durch indirekten Blitzeinschlag beschädigt werden. Weil in vielen Haushalten immer mehr wertvolle elektrische Geräte genutzt werden, ist der mögliche Schaden groß. Insofern kann es sich lohnen, eine solche Police abzuschließen. Den Fernseher oder die Stereoanlage reparieren zu lassen ist meist teurer, als einfach einen neuen Apparat zu kaufen. „Wir bemerken, dass immer mehr Kunden nach einer Zusatzversicherung für Elektrogeräte fragen“, bestätigt ein Sprecher der Provinzial Düsseldorf.
Da schwere Gewitter immer häufiger werden, hält auch Bianca Boss vom Bund der Versicherten den Abschluss einer Extrapolice für sinnvoll. „Doch viele Versicherer beraten nicht richtig“, warnt sie. Und den Kunden käme es häufig vor allem darauf an, eine günstige Versicherung zu bekommen.
Wie hoch die Prämie ist, hängt von der Region ab. „Nordrhein-Westfalen ist eine gewitterreiche Region, das wird in der Beitragsberechnung berücksichtigt“, heißt es bei der Provinzial. Bestimmte Gebiete in Ostdeutschland etwa seien weniger betroffen. Um zu überprüfen, ob der Schaden tatsächlich durch Blitzschlag entstanden ist, arbeiten die Versicherer mit Wetterstationen zusammen. Von diesen lassen sie sich bestätigen, dass zum Zeitpunkt des Geräteausfalls ein Gewitter über der Region niedergegangen ist.
Viele Versicherungsunternehmen bieten inzwischen Policen an, bei denen Überspannungsschäden durch Blitzschlag mit in der Grundabsicherung enthalten sind. Boss rät, sich vor Abschluss einer Police genau zu informieren. „Der Kunde sollte Angebote und Bedingungen der Versicherer vergleichen.“
In keinen Fall mit eingeschlossen in die Leistungen sind elektronisch gespeicherte Dokumente oder Fotos. Für ihren Verlust kommt kein Versicherer auf. Ein solcher Schaden lässt sich jedoch vermeiden: vor Gewittern die Strom- und Telefonkabel aus der Steckdose ziehen.
Anne-Christin Gröger
Quelle: Financial Times Deutschland
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