Private wollen geplante Zusatzversicherung allein anbieten · Protest derGesetzlichen
Von Ilse Schlingensiepen, Köln
Die privaten Krankenversicherer (PKV) hoffen, dass die schwarz-gelbe Koalition tatsächlich den Einstieg in die kapitalgedeckte Pflegeversicherung wagt. „Das entspräche dem, was wir schon lange fordern“, sagte der Direktor des PKV-Verbands, Volker Leienbach. Man müsse aber die konkreten Regelungen abwarten.
Die PKV kämpft seit Langem um einen größeren Marktanteil. Nachdem die Politik in den vergangenen Jahren eher das gegenteilige Ziel verfolgte, hofft die Branche, dass sich der Wind jetzt dreht.
„Sollte es zu einer obligatorischen Zusatzversicherung kommen, muss klar geregelt sein, dass sie ausschließlich von privaten Versicherungsunternehmen angeboten werden darf“, sagte Leienbach.
Er wandte sich damit gegen Bestrebungen der gesetzlichen Krankenkassen, selbst in den Markt der Zusatzversicherungen vorzudringen. So bietet die AOK Rheinland/Hamburg in der Krankenversicherung schon Policen an, die bisher ausschließlich in der Hand der PKV lagen.
„Schwarz-Gelb ist auf dem richtigen Weg“, sagte ein Sprecher der Allianz. Die Ergänzung der umlagefinanzierten Leistungen um kapitalgedeckte Elemente sei überfällig.
Offenbar sehe die neue Regierung ein, dass das Pflegerisiko allein über das Umlagesystem nicht zu finanzieren sei, sagte der Vorstand des PKV-Marktführers Debeka, Roland Weber. „Wichtig ist, dass der Kapitalstock für die Pflege möglichst staatsfern angelegt wird.“ Die PKV-Branche werde keine Schwierigkeiten haben, die entsprechenden Angebote zu kalkulieren und auf den Markt zu bringen. „Wir müssen aber zunächst die konkreten Details kennen.“
Der Vorstandsvorsitzende der Barmer Ersatzkasse, Johannes Vöcking, sieht einen Systemwechsel. „Allmählich wird die Katze aus dem Sack gelassen: Der Einstieg in die Privatisierung der sozialen Pflegeversicherung erfolgt über die Finanzen.“ Die Riesterrente sei die Folge des abgesenkten Rentenniveaus gewesen, sagte Vöcking. „Wenn jetzt eine verpflichtende ,Riesterpflege` kommt, spekuliert die konservativ-liberale Regierung darauf, dass die gesetzliche Pflegeversicherung allenfalls ihr Niveau hält oder gar senkt.“
Auf wenig Gegenliebe stößt der Vorstoß der Koalition auch beim Chef der AOK Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs. Es mache keinen Sinn, eine obligatorische Pflegezusatzpolice ausschließlich in der kleinen PKV anzusiedeln. „Über diesen Weg die PKV aufzumöbeln, ist völliger Blödsinn“, sagte Jacobs.
Quelle: Financial Times Deutschland
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