Deutsche halten aber noch an Direktbeziehungen fest
Von Herbert Fromme
Sie wehren sich tapfer und bislang noch erfolgreich. Vor allem deutsche Rückversicherer und ihre Kunden halten am traditionellen Geschäftsmodell fest – der direkten Vertragsanbahnung zwischen den Parteien ohne Einschaltung eines Maklers. Man kennt sich seit Jahrzehnten, hat oft ebenso lange Geschäftsbeziehungen. Die Rückversicherer decken Sturm- und Autorisiken, geben ihren Kunden Hilfestellung bei Statistiken, Tarifen und Schadenabwicklung.
Aber Deutschland ist eine Insel in der globalen Assekuranz. Weltweit wächst der Marktanteil der Makler bei Rückversicherungsgeschäften. Im Jahr 1999 hatten die Makler einen Anteil von 37 Prozent am Weltmarkt für die Schaden- und Unfall-Rückversicherung, im Jahr 2005 waren es schon 52 Prozent, hat die Rating-Agentur Standard & Poor’s ausgerechnet. Der Trend setzt sich fort. Nach Schätzung von Aon Benfield, dem weltweit größten Rückversicherungsmakler, werden heute 60 Prozent der rund 140 Mrd. $ Prämie in diesem Segment von Maklern vermittelt.
„In Deutschland liegt der Makleranteil bei nur zehn Prozent“, sagt Jan-Oliver Thofern, Deutschlandchef von Aon Benfield. Das bezieht sich nur auf die 5 Mrd. Euro, die überhaupt auf den Markt kommen.
Denn von den 14 Mrd. Euro Prämien in der deutschen Schaden- und Unfall-Rückversicherung (also ohne Lebens-, Kranken- und Rück-Rückversicherung) sind rund 9 Mrd. $ bereits gebunden, vor allem durch konzerninterne Deckungen. So übernimmt die Münchener Rück einen Teil des Geschäfts von ihrer Tochter Ergo, die Allianz Re agiert als interne Schaltstelle für die Konzerntöchter.
Solvency II verstärkt den Trend
Die großen Rückversicherungsmakler sind fest davon überzeugt, dass ihr Anteil am deutschen Geschäft rasch ansteigen wird. „Die Kunden suchen eine höhere Diversifizierung unter ihren Rückversicherern“, sagt Henry Keeling, Europachef von Guy Carpenter. Das Unternehmen ist die Nummer zwei in der Welt und gehört zum Maklerkonzern Marsh & McLennan. Die neuen Eigenkapitalregeln der EU, die als Solvency II bekannt sind, werden den Trend verstärken. „Durch Rückversicherung gibt es viele Möglichkeiten, Kapital freizusetzen, das andernfalls zur Erfüllung der aufsichtsrechtlichen Anforderungen gebraucht wird“, sagt Keeling.
Aon Benfield, 2008 durch die Übernahme des drittgrößten Maklers Benfield durch den Marktführer Aon entstanden, denkt in dieselbe Richtung. „Kapital ist knapp für die Erstversicherer und Rückversicherung sehr flexibel“, sagt Thofern. Eine wachsende Zahl von Erstversicherern gebe die Rückdeckung ganz nach draußen. Wegen der geforderten Diversifizierung der Rückdeckungen haben Anbieter von den Bermudas und aus London eine größere Chance in Deutschland als noch vor wenigen Jahren.
Quelle: Financial Times Deutschland
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