Konzern wird bei Preisforderungen milder · Niedrige Aktienquote schmälert dasKapitalergebnis
Von Herbert Fromme, Köln
Der Rückversicherer Munich Re hat für die Düsseldorfer Tochter Ergo das ehrgeizige Gewinnziel von 900 Mio. Euro pro Jahr ab 2012 aufgegeben. „Wir sehen nicht, dass diese 900 Mio. Euroin irgendeiner Weise noch erreichbar sein können“, sagte Finanzchef Jörg Schneider am Donnerstag. Auch bei den Preisen für das Kerngeschäft Rückversicherung nahmen die Münchner ihre Ankündigungen zurück: Von zweistelligen Preiserhöhungen ist nicht mehr die Rede.
Konzernchef Nikolaus von Bomhard hatte die Ergo-Gewinnverdoppelung 2007 vor Analysten in London verkündet und noch im Frühjahr 2009 aufrechterhalten. Doch ist die Erstversicherungsgruppe, zu der Victoria und Hamburg-Mannheimer zählen, weit von dem ehrgeizigen Ziel entfernt. Im Segment Erstversicherung – im Wesentlichen Ergo – erzielte der Konzern in den ersten neun Monaten einen Gewinn von 95 Mio. Euro, verglichen mit 374 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Ergo werde aber substanzielle Fortschritte im Ertrag machen, versprach Schneider. Er nannte kein neues Gewinnziel.
Der Gesamtkonzern erzielte im dritten Quartal einen Gewinn von 651 Mio. Euro, verglichen mit nur 2 Mio. Euro im Vorjahresquartal. Schneider erwartet für das volle Jahr 2,2 Mrd. Euro bis 2,5 Mrd. Euro Gewinn, nach 1,5 Mrd. Euro für 2008. Die Börse reagierte enttäuscht: Das Papier verlor bei steigendem Markt 1,1 Prozent auf 106,20 Euro.
Quartalszahlen von Rückversicherern, den Versicherern der Versicherer, sind vergleichsweise wenig aussagekräftig. Das Geschäft schwankt stark, oft stellt sich erst nach Monaten oder Jahren heraus, ob ein Deal profitabel war. Doch gestärkt durch die soliden Zahlen will Munich Re das Aktienrückkaufprogramm fortsetzen und in der Erstversicherung zukaufen. Nicht auf der Einkaufsliste stehen Rückversicherer. Da wäre der Abrieb wegen gemeinsamer Kunden zu groß.
Auch mit Blick auf die Preise in der Rückversicherung änderte Schneider die Tonart. Weitere Erhöhungen erwarte man bei schadensträchtigen Sparten wie Kredit und Luftfahrt sowie in der Deckung von Naturkatastrophen, die zusammen nur 2,2 Mrd. Euro Prämie ausmachten. Im überwiegenden Teil des Kerngeschäfts erwartet er eine Seitwärtsentwicklung. Anfang 2009 hatte Munich Re noch zweistellige Preiserhöhungen im gesamten Segment verlangt.
Auf die Kapitalanlagen von 185 Mrd. Euro verdiente der Konzern vier Prozent Rendite. Der Wert werde 2010 wegen der niedrigen Zinsen sinken, warnte Schneider. Er verteidigte die defensive Haltung zu Aktien – nur zwei Prozent investiert Munich Re in Dividendentitel. „Ich kann mir eine Entwicklung hin zu fünf Prozent Aktienanteil gut vorstellen, zehn Prozent eher nicht“, sagte er. Aktienanlagen seien teuer. Denn wegen der hohen Schwankungen an den Märkten müsse der Konzern zur Deckung viel Eigenkapital vorhalten. Das verlangten die Risikomodelle der Ratingagenturen. Es sei durchaus möglich, dass Konkurrenten mit mehr Aktien Vorteile erzielten, räumte Schneider ein. „Licht am Ende eines für Munich Re langen Tunnels wird Solvency II bringen“, sagte er. Die von der EU geplanten Regeln für das Eigenkapital der Versicherer zwängen die gesamte Branche, je nach Risiko Eigenkapital auch für die Kapitalanlagen vorzuhalten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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