Versicherer setzen höhere Preise nicht durch
Von Herbert Fromme
Privatleute werden just in diesen Wochen bombardiert mit Anzeigen und Werbespots zur Autoversicherung. Die meisten können bis Ende November ihren Vertrag kündigen und zu deutlich niedrigeren Preisen bei einem anderen Versicherer ab Januar 2010 abschließen. In vielen Fällen reicht auch ein Anruf bei der bestehenden Gesellschaft, schon wird es billiger. Großkonzerne mit mehreren Tausend Fahrzeugen und schlechtem Schadenverlauf dagegen müssen mit Preiserhöhungen rechnen, wenn man den Ankündigungen der Versicherer Glauben schenken darf.
Verlustbringende Fahrzeugflotten würden saniert, kündigte HDI-Gerling schon Ende 2008 an. Mit „Sanierung“ bezeichnet die Branche massive Preissteigerungen oder die Kündigung, wenn die Erhöhung nicht durchgesetzt werden kann. Auch die Allianz hat für ihr Flottengeschäft deutliche Preissteigerungen angesagt, die Axa prüft die Bestände. 2009 gingen die Sätze noch einmal um mehr als fünf Prozent zurück. Damit dürfte für 2010 Schluss sein.
Versicherungsmakler räumen ein, dass sich im Flottengeschäft die Preise am ehesten stabilisieren. „Wesentliche Reduzierungen werden wohl nicht mehr stattfinden“, sagt Georg Bräuchle aus der Deutschland-Geschäftsführung des Großmaklers Marsh. Allerdings gibt es Ausnahmen: „Wir haben durch die Bündelung von kleineren Risiken mit bis zu 50 Fahrzeugen in einem Pool noch einmal erhebliche Preissenkungen durchsetzen können.“
Stückzahl zählt
Doch der Trend geht gegen die Kunden. „Im Kfz-Firmengeschäft orientiert sich die Prämie primär am individuellen Schadenverlauf einer Flotte“, beobachtet Sven Erichsen aus der Geschäftsführung des Versicherungsmaklers Aon. Dabei kalkulieren die Anbieter mit unterschiedlichen sogenannten Zielschadenquoten oder Kalkulationstools auf der Basis von Branchenentwicklungen und eigenen Erfahrungen. „In den zurückliegenden Jahren wurde häufig zu knapp kalkuliert, sodass bei vielen Flotten mit einer Erhöhung der Stückprämien gerechnet werden muss“, glaubt Erichsen. Allerdings sei der Trend nicht einheitlich.
Zur Hilfe kommen könnte den Kunden der feste Wille vieler Autoversicherer, bei der Stückzahl ihren Anteil zu halten. Das ist in einem stagnierenden Markt nicht einfach. Wer im Privatkundengeschäft verliert, kann mit einem Flottenvertrag auf einen Schlag die Scharte auswetzen. Aus Sicht der Spezialanbieter tun das zwar nur Amateure – aber sie beeinflussen den Markt.
Autovermietern, Speditionen und großen Industriekonzernen geht es in der Krise nicht sehr gut, Umsatz und Gewinn sind unter Druck. Das macht die Aufgabe für die Versicherungsmanager, ihre Preise zu erhöhen, nicht einfacher. Oft gibt es Kompromisse. Ein beliebtes Modell: Die Preise bleiben niedrig, aber die Selbstbehalte steigen stark.
Quelle: Financial Times Deutschland
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