Standard & Poors stuft Tochter Victoria Leben herab
Von Herbert Fromme, Köln
Der Rückversicherer Munich Re will den Ergo-Konzern von der Börse nehmen – und die verbleibenden Minderheitsaktionäre des Konzerns zwangsabfinden.
Zuvor hatte Munich Re für 330 Mio. Euro knapp fünf Prozent der Ergo-Aktien von der HypoVereinsbank übernommen, die zur italienischen Bankengruppe Unicredit gehört. Das brachte ihren Anteil an der Düsseldorfer Tochter von 94,7 Prozent auf 99,69 Prozent und damit über die 95 Prozent, die für ein Squeeze-out-Verfahren nötig sind. Der weltgrößte Rückversicherer versprach einen fairen Preis, der auf einer externen Bewertung beruhen soll, aber mindestens den Durchschnitt der vergangenen drei Monate abbilden wird.
Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard erklärte, der Schritt führe zu einer deutlichen Vereinfachung der Beteiligungsstrukturen, spare Kosten und erleichtere die gruppenweite Zusammenarbeit.
Analyst Michael Huttner von JP Morgan kommentierte, Munich Re wolle Ergo offenbar endlich sanieren, „wenn nötig, indem München direkt durchregiert“. Das sei ohne Minderheitsaktionäre einfacher.
Vor einer Woche hatte Ergo die lange für unantastbar erklärte Mehrmarkenstrategie in weiten Teilen aufgegeben: Künftig heißt fast alles Ergo – Victoria, Hamburg-Mannheimer und KarstadtQuelle verschwinden. Nur Krankenversicherer DKV und Rechtsschutzspezialist DAS bleiben. Im Zuge der Neuaufstellung fusioniert Ergo die meisten Töchter, nicht jedoch in der Lebensversicherung. Stattdessen werden Ergo-Vertreter Policen der Hamburg-Mannheimer verkaufen, die in Ergo umbenannt wird. Die Victoria Lebensversicherung nimmt kein Neugeschäft mehr auf – und wird damit zum größten Abwicklungsfall der deutschen Geschichte.
Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) senkte ihre Bewertung der Victoria Leben gestern von „AA-“ auf „A+“. Außerdem setzte S&P die Gesellschaft auf Beobachtungsstatus negativ. Das impliziert mögliche weitere Herabstufungen. Victoria Leben sei nicht mehr Teil des Kerngeschäfts, weil kein Neugeschäft mehr gezeichnet werde, so S&P-Analystin Karin Clemens.
Quelle: Financial Times Deutschland
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