Milliardenjongleur a. D

kopf des TagesPaul Achleitner galt einst als erster Fusionsspezialist derRepublik. Doch seit dem Kauf der Dresdner Bank hat das Image desAllianz-Vorstands tiefe Kratzer. Die Übernahme der Großbank hat Milliardenvernichtet

Das Büro von Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner, 54, erinnert deutlich an seine Vergangenheit als Investmentbanker. Dicht gedrängt stehen in zwei Wandregalen Auszeichnungen und „Tombstones“ – jene Plexiglastrophäen für gelungene Deals. Vor genau zehn Jahren wechselte Achleitner, damals Deutschlandchef von Goldman Sachs und der höchstgelobte Fusionsspezialist der Republik, in die Zentrale des behäbigen Versicherungsriesen. Sechs Prozent legte die Allianz-Aktie am Tag der Bekanntgabe zu.

Die Anleger hofften, dass der quirlige Österreicher die umfangreichen Beteiligungen des Dax-Konzerns besser managt, die Allianz aus dem Gestrüpp der Deutschland AG herauslöst. Tatsächlich ist Achleitner dies, neben anderen Erfolgen, gelungen.

Trotzdem zählt er bei der Allianz zu den umstrittensten Figuren. Er sei immer der Investmentbanker geblieben, murren Kritiker. Einen Megadeal hat er vermasselt: den Kauf der Dresdner Bank 2001. „Größter Kapitalvernichter aller Zeiten“ haftet ihm an. 2008 gab die Allianz die Dresdner Bank an die Commerzbank weiter. EuroOhne eine Milliardenhilfe des Staates wäre die Commerzbank durch die Übernahme der defizitären Dresdner Bank untergegangen.

Auf der heutigen Bilanzpressekonferenz der Allianz muss Achleitner Rede und Antwort stehen, wie sein Konzern mit der Beteiligung von knapp über zehn Prozent an der Commerzbank umgehen will.

Doch die Kritiker machen es sich mit der Bezeichnung „Kapitalvernichter“ zu einfach. Zwar bestreitet auch in der Führung offiziell kaum jemand, dass die unter dem damaligen Vorstandschef und heutigen Chefkontrolleur Henning Schulte-Noelle betriebene Dresdner-Übernahme der schwerste Fehler der Allianz-Geschichte war. „Doch das wirklich Dramatische ist, was aus der Dresdner Bank geworden ist“, klagt ein Manager. Der Versicherer habe nie eine richtige Strategie für sie entwickelt, nie verstanden, die Kulturen zu integrieren, die Investmentbank zu verselbstständigen oder grundlegend umzubauen.

Keine deutsche Großbank traf die Finanzkrise wie die Dresdner Bank, die kurz vor Toresschluss bei der Commerzbank untergebracht wurde. Achleitner war indes im Vorstand für die Bank nie verantwortlich. Allianz-Chef Michael Diekmann hatte sich dieses Themas angenommen.

Heute werkelt Achleitner eher im Hintergrund. 430 Mrd. Euro hat er zu investieren, vorwiegend in unspektakulären Anleihen, aber einiges in Problemfeldern. Gelegentlich gelingt ihm noch ein gutes Geschäft: Auf 3,2 Mrd. $ vervierfacht hat die Allianz den Einsatz bei der chinesischen Bank ICBC, bei der sie 2006 einstieg und 2010 sowie 2011 wieder aussteigt. Der Mann, der spätestens seit dem Börsengang von Goldman Sachs privat ausgesorgt hat, wirkt nicht unglücklich. „Bei dieser Kasse bin ich gern Kassenwart.“

Angela Maier, Herbert Fromme

Quelle: Financial Times Deutschland

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