Konzern plant europäische Expansion im Geschäft mit Restschulddeckungen
Von Herbert Fromme, Köln
Deutschlands drittgrößter Versicherungskonzern Talanx in Hannover greift im europäischen Markt für Restschuldversicherungen an. Talanx hat dafür eine Kooperationsvereinbarung mit der kleineren Rheinland Versicherung in Neuss geschlossen, die bereits mit der Credit Life im niederländischen Venlo über eine Europatochter mit 100 Mitarbeitern und internationaler Expertise verfügt. Die beiden gründen gemeinsam die Vermittlungsgesellschaft Credit Life International Services in Neuss. Sie soll europaweit Geschäft einwerben und zu gleichen Teilen an die Anteilseigner weitergeben.
Die Restschuldversicherung wird von Verbraucherschützern wegen hoher Prämien und saftiger Provisionen für Banken und Einzelhändler kritisiert – wächst aber kräftig. Das macht sie für Versicherungen attraktiv. Bisher ist der französische Versicherer Cardif, eine Tochter der BNP Paribas, mit jährlichen Prämieneinnahmen von zuletzt rund 1,4 Mrd. Euro unangefochtener Marktführer im Markt für Restschuldversicherungen in Europa.
Mit Restschulddeckungen versichern sich Kunden, die bei Banken einen Kleinkredit aufnehmen oder ein Auto und Möbel auf Kredit kaufen, gegen die Zahlungsunfähigkeit wegen Tod, Krankheit oder Arbeitslosigkeit. Auch Telefon- und Stromanbieter gehören zu den Partnern.
In Deutschland bietet Talanx solche Verträge bereits über die PB Versicherung, die mit der Postbank zusammenarbeitet, die Targo Versicherung (bisher CiV), den Partner der Targo Bank, und die Neue Leben an.
Talanx und Rheinland bestätigten den Vorstoß. „Wir sind bereits die führenden Anbieter von Restkreditversicherungen im deutschen Markt und bündeln unsere Kompetenzen für einen gemeinsamen Auftritt in Europa“, sagte Talanx-Vorstand Norbert Kox.
Die Rheinland kooperiert mit der Bank Santander und mehreren großen Einzelhändlern. „Zu unseren Partnern gehört auch Ikea“, sagte Vorstandsmitglied Christoph Buchbender der FTD. Der gesamte deutsche Markt wird auf rund 2 Mrd. Euro Prämie geschätzt. Davon erzielte Talanx im Jahr 2008 456 Mio. Euro. Rheinland kam auf 443 Mio. Euro, Cardif auf 216 Mio. Euro.
Talanx muss für die Europaexpansion einen neuen Lebens- und einen neuen Sachversicherer gründen, die als Risikoträger für den Talanx-Anteil am Neugeschäft fungieren – unabhängig von dem gerade gegründeten Vermittlungs-Joint-Venture mit Rheinland. Die bestehenden Talanx-Töchter in diesem Feld kommen als Risikoträger nicht infrage, weil sie Exklusivverträge mit Bankpartnern haben. Deshalb errichtet der Konzern die neuen Gesellschaften, die verwirrenderweise auch Credit Life International heißen, aber zunächst der Talanx gehören. „Die Rheinland hat die Option, sich in den ersten fünf Jahren mit bis zu 50 Prozent einzukaufen“, sagte Kox.
Die Vermittlungsgesellschaft soll noch 2010 in sechs westeuropäischen und fünf osteuropäischen Märkten den Betrieb aufnehmen. In fünf Jahren wollen die Partner 300 Mio. Euro Prämie erreichen. Die Kooperation sei nicht die Vorstufe zu einem Verkauf der Rheinland Versicherung durch die Besitzerfamilie Werhahn, sagte Vorstand Buchbender. Die Rheinland stehe nicht zum Verkauf.
Quelle: Financial Times Deutschland
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