Munich Re kritisiert Renditegier

Konzernchef will eigene Kapitalregeln für Assekuranz

Von Herbert Fromme, München

Der Chef der Munich Re hat sich gestern für eine unterschiedliche Behandlung von Banken und Versicherern bei der Reform der Aufsicht starkgemacht. Einheitliche Kapitalanforderungen an Banken und Versicherer seien falsch, da beide Branchen unterschiedliche Renditeziele verfolgten und somit auch unterschiedlich stark ins Risiko gingen, sagte Konzernchef Nikolaus von Bomhard.

„Renditen über 20 Prozent kann keine Branche verdienen, ohne sich extrem krisenanfällig zu machen.“ Er nannte den beinahe kollabierten US-Versicherer AIG, der nur durch massive Staatshilfe überleben konnte, als Beispiel für die Folgen einer übertrieben renditeorientierten Unternehmensführung.

Bei der Reform der Finanzaufsicht geht es zum einen um strengere Eigenkapitalanforderungen. Zum anderen wird eine einheitliche Aufsicht über Banken und Versicherer durch die Bundesbank diskutiert. Die Assekuranz fürchtet, dass die EU durch die neuen Eigenkapitalvorschriften Solvency II so scharfe Regeln festlegt, dass die Versicherer deutlich mehr Kapital brauchen als bisher.

Von Bomhard untermauerte seine These mit den Ergebnissen einer internen Untersuchung der Renditeentwicklung von Banken und Versicherern. Der Vergleich habe gezeigt, dass Banken über einen längeren Zeitraum im Schnitt über 20 Prozent Rendite erzielten. Doch die meisten Versicherer hätten nur in den Jahren 2006 und 2007 knapp über 15 Prozent gelegen, sonst darunter.

Lediglich die vier Versicherungsgesellschaften, die in der Krise Staatshilfe benötigten, hatten über mehrere Jahre überdurchschnittliche Renditen erzielt. Das waren AIG sowie Aegon, Fortis und ING aus Belgien und den Niederlanden. „Nachhaltig über 20 Prozent Rendite sind in keiner Branche, vor allem nicht in der Finanzwirtschaft, bei risikobasierter Betrachtung möglich“, warnte von Bomhard auf einer „Handelsblatt“-Tagung.

Bei der Debatte um eine einheitliche Aufsicht in Deutschland wandte sich Rolf-Peter Hoenen, Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), gegen den Vorschlag aus der Bundesbank, die Aufsicht über die Eigenkapitalausstattung und über das Marktverhalten zu trennen. Dafür griffen diese beiden Bereiche zu stark ineinander.

Quelle: Financial Times Deutschland

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