Initiatoren sammeln frisches Geld ein, um kriselnde Schiffsfonds zu stützen.Das Nachsehen haben die Altanleger
VON Patrick Hagen
und Katrin Berkenkopf
Die Kunst, schlechte Nachrichten positiv zu verkaufen, beherrscht das Hamburger Emissionshaus MPC Capital ganz ausgezeichnet. Der Anbieter geschlossener Beteiligungen, der gerade erst von seinen Banken gerettet wurde, bejubelte vor Kurzem die große Nachfrage nach „opportunistischen“ Schiffsbeteiligungen. Die Investoren habe vor allem die Anlagestrategie überzeugt, zum jetzigen Zeitpunkt antizyklisch in die Schifffahrtsmärkte einzusteigen. Dass sich hinter diesen Beteiligungen die Sanierung von in Schieflage geratenen MPC-Schiffsfonds verbirgt, sagt MPC aber nicht laut.
Die Schifffahrtskrise hat viele Fonds an den Rand der Pleite gebracht, sie brauchen dringend frisches Kapital. Eine Reihe von Anbietern wittert Geschäft – und bringt Fonds auf den Markt, die Geld für kriselnde Schiffe einwerben sollen. MPC hat bisher rund 40 Mio. Euro für zwölf angeschlagene Fonds gesammelt, sagt ein Sprecher. Weitere stehen schon in den Startlöchern. Die Initiatoren locken mit hohen Zinsen und attraktiven Konditionen. Ob sich die Investments lohnen werden, ist jedoch noch lange nicht ausgemacht.
Nordcapital, einer der größten Initiatoren von Schiffsbeteiligungen, hat gerade das Schiffsportfolio Vorzug aufgelegt, mit dem sich Anleger an Kapitalerhöhungen kriselnder Schiffsfonds beteiligen. Das Hamburger Emissionshaus will damit in den kommenden Monaten bis zu 10 Mio. Euro bei privaten Investoren einwerben. Etwas mehr als die Hälfte des Geldes soll in Nordcapital-Fonds fließen. Die ersten fünf Containerschiffsfonds sind bereits ausgewählt. Vier davon hat Nordcapital aufgelegt, das fünfte der Konkurrent Hansa Treuhand.
Zurzeit ist die Nachfrage nach Vorzugskapital groß, sagt Nordcapital-Geschäftsführer Florian Maack. „Bei besonders attraktiven Konzepten ist die Nachfrage sogar größer als das Angebot.“ Grund: Die Konditionen für die neuen Kapitalgeber sind häufig sehr gut. Sie bekommen meist eine garantierte Verzinsung des eingesetzten Kapitals von zehn bis zwölf Prozent. Dazu kommt eine Beteiligung an den laufenden Ausschüttungen und dem Erlös aus dem Verkauf des Schiffs.
Die Vorzugskapitalgeber werden direkt nach dem Bankdarlehen und den laufenden Kosten bedient. „Teilweise sind die Bedingungen wirklich traumhaft“, sagt Thomas Böcher, Geschäftsführer von Paribus Capital. „Allerdings ist es auch schwerer, an eine überproportional vorteilhafte Beteiligung zu kommen, weil das benötigte Kapital dann oft schon von den Altanlegern aufgebracht wird.“ Paribus ist Vorreiter bei den Sanierungsfonds. Das Emissionshaus legte schon 2009 einen Fonds auf, der notleidenden Schiffsgesellschaften mit Überbrückungskapital helfen sollte.
Dass die Investition als Vorzugskapital läuft, soll sie besonders sicher machen, versprechen die Anbieter. In der Regel sehen sie vor, dass die investierte Summe nicht den Schrottwert des Schiffs abzüglich ausstehender Bankdarlehen übersteigt. So soll garantiert sein, dass Anleger kein Geld verlieren.
Das heißt allerdings nicht, dass sie in jedem Fall Geld verdienen. Das Risiko für den Anleger liegt in den Prognosen der Fondsinitiatoren. Viele Anbieter rechnen in ihre Szenarien ein, dass sich die Schifffahrtsmärkte 2013 wieder erholt haben werden. Hält die Krise länger an, kann der gerade gerettete Fonds allerdings erneut in Probleme laufen. „Im Grunde ist es eine Wette auf den Zeitpunkt der Markterholung“, sagt Mina Protitch, Analystin für Schiffsbeteiligungen bei der Ratingagentur Scope.
Der Hamburger Schifffahrtsexperte Jürgen Dobert sieht die Gefahr eines Interessenkonflikts, wenn Anbieter nicht nur fremde, sondern auch Fonds des eigenen Hauses retten: „Zwar sagen alle, dass sie nur in Schiffe mit guten Aussichten investieren, aber ob das immer so aufgeht, ist fraglich“, sagt er. Fast alle Anbieter haben eigene Problemfälle. Da ist die Gefahr groß, dass die Investitionskriterien, die nur die Anlage in besonders aussichtsreiche Fonds vorsehen, schnell in Vergessenheit geraten.
Das sehen Anbieter, die das Kapital nicht für eigene Sanierungsfälle suchen, für sich als Vorteil. „Wir haben keine Altlasten und können uns unsere Investments frei aussuchen“, sagt Paribus-Chef Böcher. „Wir haben auch schon Anfragen abgelehnt, weil sie nicht unseren Maßstäben entsprachen.“
Das Nachsehen beim Geschäft mit den Sanierungsfonds haben die Altanleger, die sich nicht an den Kapitalerhöhungen beteiligen können oder wollen. Viele von ihnen werden froh sein können, wenn sie zumindest ihre Einlage zurückerhalten – die hohen Zinsen für das Vorzugskapital müssen schließlich erst einmal erwirtschaftet werden. Nordcapital-Chef Maack kann in diesem Punkt allerdings kein Problem erkennen. „Der Vorteil für die Altanleger liegt auf der Hand“, sagt er. „Ohne Kapitalerhöhung müsste manches Schiff verkauft werden. Und das ist in dieser Marktlage die denkbar schlechteste Lösung.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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