Versicherer bieten Kunden Rabatte an, wenn sie gleich mehrere Policen beiihnen abschließen. Verbraucher sollten trotzdem genau schauen, was sinnvoll ist- und was nicht
Irgendwann musste es ja mal passieren. Fliesenleger Martin Göbel hatte auf der Baustelle eine Tür ausgehängt, um besser am Bodenbelag arbeiten zu können. Dabei stieß er sie versehentlich um. Die Tür fiel auf die Kante eines Stuhls, beim Aufprall entstand ein großes Loch. Die Tür musste ersetzt werden. „Sie war schon über 20 Jahre alt, da musste auch ein neuer Rahmen her“, sagt Göbel. „Insgesamt belief sich der Schaden auf 700 Euro.“
Bei seiner Versicherung, der Signal Iduna, stieß er zunächst auf Schwierigkeiten. „Die haben wegen des Zeitwerts der Tür rumgenörgelt“, sagt Göbel. „Der Zeitwert sollte bei der Kostenberechnung mit einfließen.“ Weil er nicht wollte, dass sein Kunde auf der Differenz zwischen Neuwert und Zeitwert sitzen bleibt, gab Göbel sich mit einem geringeren Betrag nicht zufrieden. Er sah sich in einer günstigen Verhandlungsposition. Immerhin hat er nahezu alle seine Policen bei der Signal Iduna abgeschlossen. Kranken-, Unfall- und Berufsunfähigkeitsversicherung, zwei Autos und die Betriebshaftpflicht. „Wozu bezahle ich jährlich so viel Prämie, wenn Sie dann am Ende doch nicht bezahlen“, argumentierte er gegenüber der Sachbearbeiterin. Mit Erfolg: Die Gesellschaft war kulant und ersetzte den vollen Betrag.
Kunden mit vielen Policen wie Göbel gegenüber zeigt sich die Assekuranz häufig nicht nur in der Schadenregulierung großzügig. Viele Versicherer bieten auch günstigere Tarife an, wenn der Kunde einige Voraussetzungen erfüllt.
Mit sogenannten Bündelrabatten können Verbraucher Prämien sparen, wenn sie bei einem Anbieter gleich mehrere Policen abschließen. Bei der Hamburg Mannheimer zum Beispiel bekommen Kunden einen Nachlass von zehn Prozent, wenn sie aus einer begrenzten Auswahl drei Policen abschließen. HDI-Gerling gewährt bis zu 20 Prozent Rabatt, wenn ein Kunde in mindestens vier Sparten einen Vertrag kauft. Und die HUK-Coburg gewährt fünf Prozent Nachlass auf die Kfz-Police, wenn der Versicherte sich für mindestens zwei weitere Angebote entscheidet, beispielsweise für einen Bausparvertrag oder eine private Hausratversicherung. „Die weiteren Policen können auch der Ehe- oder Lebenspartner des Versicherten abschließen“, sagt ein Sprecher der HUK-Coburg.
Verbraucher sollten aber nicht blindlings drauflos Verträge unterzeichnen, warnt Hajo Köster vom Bund der Versicherten. „Die Wahl des Anbieters sollte niemals nur aufgrund der Vergünstigungen getroffen werden“, so Köster. Viel wichtiger sei ein ausreichender Versicherungsschutz. „Sonst zahlt man im Ernstfall die gesparten 10 Euro wieder drauf.“
Auch Fliesenleger Göbel profitiert von den Rabatten, sieht darin aber nur einen positiven Nebeneffekt. „Die paar Prozent, die reißen es bei der hohen Summe, die ich zahle, nicht mehr raus“, sagt er.
Viele Versicherer gewähren Nachlässe, wenn Kunden mit der Prämie in Vorkasse treten und sie jährlich statt monatlich oder pro Halbjahr überweisen. Das lohnt sich, sagt Köster. Denn bei Ratenzahlungen verlangen viele Anbieter Zuschläge von bis zu sechs Prozent. „Das kann zu einem effektiven Jahreszins von bis zu zwölf Prozent führen.“ Besser sei es, die Prämie auf einen Schlag zu bezahlen. Wer den Vertrag unterjährig kündigt, bekommt neuerdings die eingezahlten Beträge zurück.
Auch mit Selbstbehalten lässt sich Geld sparen. In der Kfz-Versicherung kann das Einsparpotenzial beträchtlich sein. Im Schadensfall übernimmt der Kunde einen vorher festgelegten Betrag für die Reparatur und muss dafür weniger Prämie bezahlen. Der Bund der Versicherten rät zu einer Selbstbeteiligung von 150 Euro in der Teilkasko und 300 oder 500 Euro in der Vollkaskoversicherung.
Weitere Rabatte bei Autopolicen gibt es für bestimmte Berufsgruppen, die statistisch weniger Unfälle verursachen, wie Büroarbeiter. „Nachlässe erhält, wer wenig fährt und sein Auto in der Garage parkt“, sagt Kerstin Schneider von Ergo. Auch für schadstoffarme Autos bietet der Versicherer Nachlässe an. Wer eine bestimmte Personengruppe mitversichert, kann sparen, wenn alle Fahrer über 25 Jahre sind. „Das sollte der Halter dann auch beachten“, sagt Köster. „Sonst kann der Versicherer den Deckungsschutz einschränken.“
Anne-Christin Gröger
Quelle: Financial Times Deutschland
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