Versicherer wirft Rivalen Belastung der Altkunden vor
Von Herbert Fromme, Münster
Der zu den Sparkassen gehörende Versicherer Provinzial Nordwest wirft Rivalen außerhalb und innerhalb des eigenen Lagers vor, große Summen an Einmalgeschäften zulasten bestehender Kunden zu akzeptieren. „Es gibt Versicherer, die Geschäfte von institutionellen Kunden annehmen“, sagte Vorstandschef Ulrich Rüther am Donnerstag in Münster. „Da kommt eine Landesbank und legt Millionen in einer aufgeschobenen Rentenpolice an.“ Jeder wisse, dass die Landesbank keine Rente wolle. Das sei ein potenzielles Spekulationsgeschäft. „Wenn die in London einen Schnaps mehr kriegen, sind die weg.“ Namen der Versicherer wollte Rüther nicht nennen.
Sparbriefähnliche Policen gegen Einmalbeitrag sind heftig umstritten. Der Vorwurf: Wer Kunden die Möglichkeit gibt, Verzinsungen von mehr als zwei Prozent bei jederzeitiger Kündbarkeit zu erzielen, macht das zulasten der Altkunden. Denn mit ihren Beiträgen haben die Versicherer Bestände an immer noch gut verzinsten Kapitalanlagen aufgebaut, die jetzt auch spekulierenden Kunden zugute kommen.
Rüther sagte, in Maßen könne auch die Provinzial solche Geschäfte machen. Aber das seien 2010 höchstens 250 Mio. Euro, wie eine Berechnung ergeben habe. „Die 250 Mio. Euro waren Ende Mai erreicht.“ 2009 habe das Unternehmen 300 Mio. Euro genommen. Rund 80 Prozent der Verträge kommen über die Schalter der Sparkassen.
Die Provinzial, die in Westfalen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg tätig ist, verbuchte 2009 Beitragseinnahmen von 3,2 Mrd. Euro, ein Plus von neun Prozent. Der Gewinn stieg von 12 Mio. Euro im Krisenjahr 2008 auf 111 Mio. Euro 2009.
Quelle: Financial Times Deutschland
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